„Pilz ist kein Aushängeschild für das österreichische Parlament“
Für manche Leser ist Peter Pilz eher ein abschreckendes Beispiel eines Parlamentariers. Doch einer hält dagegen: Man solle die moralische Latte nicht zu hoch legen, denn Politik sei nie ein Tummelplatz der Heiligen gewesen.
„Exodus der Frauen“, Denkzettel „Läuterung und Neubeginn?“,12. 6.
Der Langzeit-Parlamentarier Peter Pilz ist nach einer Auszeit wegen angeblicher sexueller Belästigungen wieder als Abgeordneter ins Parlament „heimgekehrt“. Nach einem kurzen, doch sehr heftigen Streit mit seinen Gesinnungsgrüppchen konnte Pilz seinen hoch dotierten Parlamentssitz durch einen durchaus geschickten Kuhhandel zurückergattern. Dass bei seiner Angelobung, der Großteil der weiblichen Abgeordneten, aus leicht nachvollziehbaren Gründen, das Plenum verließ, kümmert den selbst ernannten Saubermacher einen feuchten Staub.
Peter Pilz sagte kürzlich, dass er sich schon auf die anstehenden Untersuchungsausschüsse freue. Das ist verständlich, da kann er seinen Charakter heraushängen lassen und Anschuldigungen, begründete oder unbegründete, hinausposaunen.
Als Aushängeschild fürs österreichische Parlament, ist er völlig ungeeignet, eher schon als abschreckendes Beispiel. Aber darüber werden die Wähler zu entscheiden haben.
Sigi Pilgram, Villach
Wo bleibt der Aufschrei?
Es ist schon bemerkenswert, was sich jetzt im Parlament ereignet hat. Da wird doch ein sogenannter Grapscher, nach seinem Rücktritt aus eben diesem Grund, wieder im Nationalrat angelobt. Gibt es denn überhaupt noch einen Funken von Anstand und Ehre bei diesem Herrn? Wo bleibt der Aufschrei der anderen Damen und Herren des sogenannten „Hohen Hauses“gegen diesen Affront und Postenschacher? Zählt wirklich nur mehr der schnöde Mammon, der noch dazu von uns Steuerzahlern kommt?
Wen wundert’s eigentlich, dass der Stellenwert der Politik in diesem Lande immer noch schlechter werden kann, als er eh schon ist!
Friedrich Sihler, Klagenfurt
Starkes Zeichen
Pilz kommt (ins Parlament) und die Frauen gehen – ein starkes Zeichen.
Markus Karner, St. Stefan
Keine Heiligen
LB „Als wäre nichts gewesen“, 13. 6. Die Verfasserin des o. a. Leserbriefs schreibt, „ so jemand [wie Peter Pilz] habe in der Politik nichts verloren. Wenn wir, die Bürger, die moralische Latte zu hoch anlegen, und von unseren Repräsentanten in jeder Situation (auch privat und/oder angeheitert auf Partys) geradezu keusche Zurückhaltung einfordern, dann werden wir bald keine „würdigen“Repräsentanten mehr haben. Die Politik ist kein Tummelplatz für Heilige. Das war sie nie, und damit diese nun einmal „unheilige“Politik nicht zur „unheilvollen“wird, brauchen wir hartnäckige Oppositionsquerulanten wie Herrn Peter Pilz – mehr denn je.
In diesem Zusammenhang sollten wir uns auch fragen, warum die „Grapscher-Affäre“des Herrn Pilz ausgerechnet kurz nach seinem Wahlerfolg aufflog. Ob da nicht perfide Interessen der politischen Gegenseite im Spiel waren?
Mag. Michael Pipp, Klagenfurt
Keine echte Balance
„Zwischen Karriere und Karenz: Müssen Väter jetzt alles können?“, 10. 6. Dass das Vatersein vielfältiger geworden ist, lässt sich ringsum beobachten. Der alljährlich stattfindende Vatertag bot einmal wieder Anlass, über die Rolle des Mannes einen Essay zu verfassen, um das Idealbild der Familie zu demonstrieren. Sofort entstand bei mir das Bild des Reiters, der niemals aufrecht auf seinem Pferd sitzt, sondern einmal auf die eine und einmal auf die andere Seite fällt. Erst wird über das strenge autokratische Familienoberhaupt berichtet, vergessen wurde dann aber die Emanzipationswelle im Essay, wo viele weibliche Wesen glaubten, die Reproduktion auch ohne Vater gewährleisten zu können.
Nicht zuletzt formierte sich eine Gruppe unter dem Titel „Väter ohne Rechte“, die darum kämpft, Vater sein zu dürfen. Und wenn man noch die Praxis der Jugendämter beleuchtet, in denen überwiegend Frauen tätig sind, kann man nur das Grausen bekommen, was unter dem „Wohl des Kindes“verstanden und mit aller Macht des Staates exekutiert wird.
Es ist schon erstaunlich, dass uns die moderne Welt als eine Balance zwischen „Karriere und Karenz“, als Wunderwerk offenbart wird, wenngleich durch die Verlängerung der Arbeitszeit wohl eher eine deutliche Präferenz der Karriere gegenüber der Karenz bzw. der Familie praktiziert wird. Die Wirtschaft sollte deswegen auf Erziehungszeiten mehr Rücksicht nehmen als bisher.
Dr. Bruno Reuer, Bodensdorf