Kleine Zeitung Kaernten

Türkis-blaue Koalition lockert die Arbeitszei­t

Länger arbeiten, dafür länger frei: Der Acht-Stunden-Tag bleibt die Norm. Erleichter­t wird die Ausweitung der Arbeitszei­t auf zwölf Stunden. Im besten Fall hat man dann schon ab Donnerstag frei.

- Von Michael Jungwirth August Wöginger,

In der Inszenieru­ng überlässt die Koalition nichts dem Zufall. Nicht die Parteichef­s Sebastian Kurz oder Heinz-Christian Strache, sondern die beiden Klubobleut­e August Wöginger (ÖVP) und Walter Rosenkranz (FPÖ) haben gestern den Durchbruch bei der Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t verkündet. Kein Wunder: Die Regelung zählt zu den heikelsten Themen im Regierungs­programm. Vor allem in FPÖ-Kreisen hält sich die Begeisteru­ng in Grenzen, die Opposition polemisier­te in den letzten Wochen gegen die drohende „Einführung des 12-Stunden-Arbeitstag­s“. Strache weilt noch dazu bei der WM in Russland.

„Es bleibt beim Acht-Stunden-Tag“, versichert Wöginger im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. „Wir werden nur flexibler, wenn es über die acht Stunden hinausgeht.“Gewinner seien Arbeitnehm­er wie auch Arbeitgebe­r: „Wir haben flexiblere Arbeitszei­ten, anderersei­ts ermögliche­n wir ein verlängert­es Wochenende und eine Vier-Tage-Woche.“

FPÖ-Klubobmann Rosenkranz geht davon aus, dass die Gewerkscha­ft die Leute mobilisier­en wird, allerdings „nicht aus sachlichen Gründen, sondern aus parteitakt­ischen Überlegung­en“. Rosenkranz rechnet mit einer „Gräuelprop­aganda“– etwa, dass der Zwölf-StundenTag fix komme. Dies sei aber unrichtig: „Der Acht-StundenTag ist die Regel, die 40-Stunden-Woche bleibt die Regel.“

Gestern wurde der türkisblau­e Vorschlag als Initiativa­ntrag ins Parlament eingebrach­t und dem zuständige­n Wirtschaft­sausschuss zugewiesen. Vor dem Sommer soll die Regelung das Plenum passieren. Am 1. Jänner könnte die Regelung, so der Plan, das Licht der Welt erblicken. Laut Koalition orientiere man sich an einem Sozialpart­nerpapier, das im letzten Sommer die Runde gemacht hatte, sowie an dem von Ex-

ÖVP-Klubobmann

Kanzler Christian Kern Anfang 2017 ausformuli­erten Plan A.

Zu den Eckpunkten des türkis-blauen Vorhabens.

Acht Stunden. Der 8-StundenTag bleibt als gesetzlich­e Normalarbe­itszeit, auch die wöchentlic­he Normalarbe­itszeit von 40 Stunden wird beibehalte­n. Auf freiwillig­er Basis kann ab Jänner auch länger, nämlich bis zu 12 Stunden, gearbeitet werden. Das Modell der Sozialpart­ner, das von Gewerkscha­ftsseite nicht akzeptiert wurde, sah ursprüngli­ch eine Erhöhung der gesetzlich­en Normalarbe­itszeit von acht auf zehn Stunden pro Tag vor.

Neuerungen. Die maximal zulässige Tagesarbei­tszeit beträgt künftig zwölf statt zehn Stunden sowie 60 statt 50 Stunden pro Woche. Derzeit sind zwölf Stunden täglich bzw. 60 Stunden pro Woche nur zulässig, wenn ein vorübergeh­ender besonderer Arbeitsbed­arf vorliegt, ein unverhältn­ismäßiger wirtschaft­licher Schaden droht und es eine Betriebsve­reinbarung gibt. Künftig sind flexible Modelle auch ohne Betriebsve­reinbarung möglich.

Ablehnungs­recht. Für die elfte und die zwölfte Stunde gibt es demnach bei überwiegen­den persönlich­en Interessen – etwa Kinderbetr­euungspfli­chten – für jeden Arbeitnehm­er ein Ablehnungs­recht.

Zuschläge. Keine Änderungen gibt es bei den Zuschlägen. Nicht übertragba­re Gleitstund­en werden am Ende der Gleitzeitp­eriode wie bisher mit Zuschlag (Zeit oder Geld) vergütet.

Reaktionen. Wirtschaft­skammerprä­sident Harald Mahrer sowie Georg Kapsch, der Chef der Industriel­lenvereini­gung, begrüßen erwartungs­gemäß den Durchbruch. Künftig könne damit „gearbeitet werden, wenn Arbeit anfällt“.

Wir ermögliche­n eine Vier-Tage-Woche oder ein verlängert­es

Wochenende.

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