Fragestunden mit einem Wortgewaltigen
Der ehemalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser wird heute seine Version vom Verkauf der Buwog vortragen. Dann schlägt die Stunde der Richterin.
Reden gehört zu den Stärken des gewandten, noch immer jungen Kärntners. Ab heute muss Karl-Heinz Grasser seine Gabe dazu nutzen, die ziemlich plausible Geschichte zu zerstören, die in den ersten 40 Tagen des Gerichtsverfahrens über ihn und seine Mitangeklagten erzählt wurde.
Geredet haben viele in diesen langen Prozesstagen, so richtig erzählt hat eigentlich nur einer: Peter Hochegger, einst Freund und Geschäftspartner seiner Mitangeklagten. Sein Berufsleben lang hat er als Lobbyist gearbeitet, hat mit ein paar Anrufen viel Geld verdient, wie er selbst sein Gewerbe beschreibt.
Nun ist er 69 Jahre alt und hat sich geschworen, ein anderes Leben führen zu wollen: Menschen zu helfen, einen langen Lebensabend in Brasilien zu genießen – mit „innerem Frieden“, wie er dem Gericht erzählte. Um dorthin zu gelangen, musste er eine Last loswerden, wie er sagt, musste zugeben, wie der Verkauf der Bundeswohnungen aus seiner Sicht verlaufen ist. Das Teilgeständnis Hocheggers muss Grasser in den nächsten Prozesstagen zerstören – es belastet ihn schwer.
„Ich habe mitgeholfen, dass ein Amtsträger aus einem Geschäft mit der Republik 2,4 Millionen Euro bekommen hat“, gestand Hochegger kurz vor Weihnachten des Vorjahres. Der Amtsträger ist Karl-Heinz Grasser. Die Einsicht in die Verwerflichkeit dieser Tat sei ihm im Gefängnis in Hirtenberg gekommen.
Glaubt man Hochegger, hat Grasser seinem Freund Meischberger erzählt, wie hoch die übrigen einge- langten Gebote für die Buwog waren. Die von Meischberger und Hochegger beratene Immofinanz bot daraufhin eine Million mehr und erhielt den Zuschlag. 9,6 Millionen Euro an Provisionen galt es nun auf vier Nutznießer zu verteilen, was Hochegger über seine zypriotische Briefkastenfirma „Astropolis“getan haben soll: Konto Karin für Immobilientycoon Ernst-Karl Plech, Konto Nathalie für Meischberger und Konto 400.815 für? Hochegger erinnert sich an die Aussage eines Bankberaters der Hypo-Investmentbank Liechtenstein: „Das gehört eurem Partner, dem Herrn Grasser.“Fake News, sagt der Bankberater. Fake News wird Grasser heute vermutlich schon in seinem Eingangsstatement erklären.
Lange werde er sprechen, hat Grasser in der Vorwoche angekündigt. Sobald er fertig ist, beginnt der spannendere Teil – die Befragung. Zwölf Gerichtstage hatte Marion Hohenecker dem weniger wichtigen Angeklagten Meischberger gewidmet. Diesmal wird es wohl länger werden. Morgen und übermorgen geht es weiter. Am 17., 18. und 19. Juli tagt das Gericht ebenso wie am 1. August. Dann gibt es Ferien.