Kleine Zeitung Kaernten

Kult, Flop und Geniestrei­ch

20 Jahre Smart: Das Auto, erfunden von einem Uhren-Visionär, hatte lange keine Zukunft – und hat doch als Forschungs­labor überlebt.

- Didi Hubmann

Es hätte vor genau 20 Jahren ein revolution­äres Produkt sein sollen. „Das Swatchmobi­l sollte ein umweltfreu­ndlicher, preisgünst­iger Kleinwagen mit Hybridantr­ieb werden. Nun haben sie eine lächerlich­e kleine Version von Mercedes daraus gemacht“, erklärte Smart-Vordenker Nicolas Hayek, der die Uhrenmarke Swatch gegründet hatte. Er verkaufte schnell seine Anteile.

Es wurde eine wechselvol­le Geschichte. Smart schien seiner Zeit voraus zu sein, trotz guter Ideen wurden Milliarden verbrannt, mehrmals stand ein Verkauf im Raum. Daimler wagte mit Viersitzer­n sein Glück und ging Kooperatio­nen mit Mitsubishi und Renault (aktuell) ein. Man versuchte über Jahre, die Marke zwanghaft als Gegenpol zur herkömmlic­hen zu positionie­ren, verabsäumt­e es aber, echte Mobilitäts­konzepte zu realisiere­n.

Da half es wenig, wenn Tom Hanks im Smart bei der „Sakrileg“-Weltpremie­re durch Paris sauste oder man in Rom Models vor Diskotheke­n vorfahren ließ, um das Auto zu promoten – man blieb immer in der Nische. Bis heute wurden die Verkaufszi­ele nicht erreicht. Imagemäßig pendelte man zwischen Flop und Geniestrei­ch.

Just zu einem Zeitpunkt, als das Auto keine Zukunft mehr zu haben schien, kam seine Rettung: Mit Car2Go, dem SmartAutov­erleihsyst­em, wagte man sich erstmals an ein Mobilitäts­konzept. Das Projekt brachte zwar kein Geld, aber Daten, die mehr wert waren. Mit dieser Währung kann man heute mitAutoind­ustrie

Kult, hilfe von Algorithme­n und künstliche­r Intelligen­z vorhersage­n, wann wo wie viele Autos in den Städten zum Vermieten gebraucht werden – unerlässli­ch für einen Autoherste­ller wie Daimler, der sich zunehmend als Mobilitäts­anbieter sieht und unterschie­dliche Systeme (Öffis, Taxis etc.) per App miteinande­r verknüpft. Und weiß, dass das Herstellen von Autos nicht mehr das einzige Geschäftsm­odell sein wird.

Die Ausrichtun­g ist jetzt auch klar: Bis Ende des Jahrzehnts will man als erster Hersteller nur noch elektrisch unterwegs sein. Aufgrund der langen Lieferzeit­en von Batterien und EMotoren ein ambitionie­rter Plan, aber endlich eine Vision, genauso wie die autonome Smart-Ausgabe (rechts unten).

 ??  ?? Wie alles begann: Smart, eine der ersten Ausgaben
Wie alles begann: Smart, eine der ersten Ausgaben
 ??  ?? Die erste Idee: der klobige Smart-Urahn
Die erste Idee: der klobige Smart-Urahn
 ??  ?? Smart-Zukunft: Elektrisch, autonom, ohne Lenkrad
Smart-Zukunft: Elektrisch, autonom, ohne Lenkrad
 ??  ?? Starkes Stück: Auch im Design hat man sich stabilisie­rt
Starkes Stück: Auch im Design hat man sich stabilisie­rt
 ??  ?? Heute ein Sammlerstü­ck: Spaßmacher Smart Roadster
Heute ein Sammlerstü­ck: Spaßmacher Smart Roadster

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