Trotz Behinderung zur fundierten Ausbildung
Vier neue Lehrstellen für Jugendliche mit Behinderung bietet die Firma ABC an. Ziel ist Vermittlung am Ersten Arbeitsmarkt. Doch viele Unternehmen erfüllen Einstellungspflicht nicht.
Wenn die beste Lösung versagt, sind wir die zweitbeste Lösung und bieten Jugendlichen mit Behinderung oder gesundheitlichen Vermittlungs einschränkungen eineLehr ausbildung, die eine exzellente Basis für ihr Berufsleben ist“, sagt Thomas Höbart, Geschäftsführer von ABC Service & Produktion. Der integrative Betrieb, der als Auftragsfertiger in den Bereichen Zerspanung, Kunststoff, Mechatronik, Montage und Textil hochwertige Produkte herstellt, bietet ab Herbst an den Standorten Klagenfurt, Villach und Wolfsberg vier Lehrstellen für Jugendliche bis zu 24 Jahren und mit positivem NMS-Abschluss an. Es handelt sich um eine reguläre Lehre in den Bereichen Kunststoff technik, Metall technik und Betriebs logistik.
„Es wird zunehmend schwieriger, Lehrlinge zu rekrutieren“, weiß Höbart. Derzeit beschäftigt ABC neben 20 Anlehrlingen sieben Lehrlinge, die am Ersten Arbeitsmarkt keine Chance hatten, weil sie psychische, geistige oder körperliche Einschränkungen wie ausgeprägte Skoliose, gestörte Motorik der Hände, Gehbehinderungen, chronische Gelenksentzündungen oder Epilepsie aufweisen.
Einer davon ist Alexander Steinthaler (23), ein „kluger Bursche“, der nach der Lehre als Betriebslogistikkaufmann wahrscheinlich gute Aussichten auf einen späteren Job hat. „Die Vermittlungsquote am Ersten Arbeitsmarkt ist hoch“, freut sich Höbart.
Ein Vorzeigebetrieb für Lehrlinge mit Behinderung oder Lernschwierigkeiten ist die Tischlerei Eicher aus St. Salvator bei Friesach, die seit 2010 mit dem sozialen Dienstleister autArK zusammenarbeitet. Lehrlinge, die bei autArK eine Anlehre machen, werden von Eicher übernommen, um eine reguläre Lehre zu machen. Mehrere haben die Lehrabschlussprüfung erfolgreich abgeschlossen, manche arbeiten im Betrieb weiter. „Engagement macht sich bezahlt“, ist Johannes Eicher überzeugt.
Auch die Tischlerei Mandler aus Greifenburg macht gute Erfahrungen mit einem Mitarbeiter mit Rechenschwäche, der eine Teilqualifizierungslehre absolviert hat. Beim Verteilen der Arbeit werde auf die Schwäche Rücksicht genommen, der Mitarbeiter mache das, was er „super“könne, erklärt Daniela Mandler. „Wenn die interne organisatorische Einteilung passt, profitieren beide Seiten.“
Laut Gesetz müssen Arbeitgeber auf je 25 Arbeitnehmer einen „begünstigten behinderten Arbeitnehmer“mit einem behördlich festgestellten Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent einstellen. Gewisse Menschen mit Behinderung werden doppelt auf die Pflichtzahl angerechnet. Begünstigte behinderte Arbeitnehmer haben einen erhöhten Kündigungsschutz von mindestens vier Wochen, es besteht jedoch kein Entlassungsschutz.
Lehrlinge mit Behinderung sind eine Bereicherung für den Betrieb und verbessern die soziale Kompetenz der anderen Mitarbeiter enorm.
Thomas Höbart
Erfüllt der Arbeitgeber die Beschäftigungspflicht nicht, muss er je nach Arbeitnehmeranzahl eine Ausgleichstaxe von 257 Euro bis 383 Euro pro Monat entrichten. Von 1085 betroffenen Kärntner Betrieben haben 2017 nur 322 Betriebe, das sind 29,6 Prozent, die Pflicht erfüllt, zitiert Wilhelm Holzmann vom Sozialministeriumservice die Statistik. „Kleinere Betriebe sind manchmal sozialer als große“, hat er festgestellt. Der Unternehmer, der für den Beschäftigten weniger Lohnnebenkosten zahlen müsse, habe zusätzlich die Möglichkeit, Förderun- gen zur Abfederung von Minderleistungen zu beantragen. Die Ausgleichstaxe belaufe sich in Kärnten auf jährlich 4,9 Millionen Euro und werde zum Beispiel auch für Projekte wie das Netzwerk Berufliche Assistenz verwendet, erläutert Holzmann. So bemühe man sich, Jugendliche mit sozialen Problemen, die die Schule nicht abschließen, zu erfassen und in eine Ausbildung zu integrieren.
ABC-Lehrstellen: Kunststofftechniker/in (Villach), Metalltechniker/ in (Wolfsberg), Betriebslogistiker/ in (Klagenfurt, Villach). Details: www.abc-auftragsfertigung.com