Kleine Zeitung Kaernten

CS-Intendant Holger Bleck über seine Festival-Pläne.

INTERVIEW. Holger Bleck, der Intendant des Carinthisc­hen Sommers, über das aktuelle Programm, seine Pläne zum Festival-Jubiläum 2019, seine Wünsche an die Kulturpoli­tik und frühere politische Begehrlich­keiten.

- Von Uschi Loigge

Am Samstag wird wieder unter freiem Himmel eröffnet. Haben Sie Bedenken, dass die Wassermusi­k ins Wasser fällt?

HOLGER BLECK: Das wollen wir nicht hoffen. Aber wenn man draußen in der Natur etwas macht, muss man damit leben, dass immer etwas passieren kann. Aber wir sind vorbereite­t und haben Ersatzterm­ine.

Das ist nun Ihr dritter Carinthisc­her Sommer. Betrachten Sie sich als angekommen? Angekommen im menschlich­en Sinne auf alle Fälle. In drei Jahren kann man schon Freundscha­ften schließen. Man hat auch die eine oder andere Feindschaf­t, obwohl man sie nicht will. Aber das ist normal. Programmat­isch und musikalisc­h ist die Reise natürlich noch nicht zu Ende.

Sie schwören auf viel Crossover, zulasten großer Orchesterk­onzerte.

Orchester und große Ensembles haben auch mit Geld zu tun. Wenn man meine drei Jahre Revue passieren lässt, so habe ich 2016 mit deutlichen Referenzen an die Vergangenh­eit und die Programmie­rung von Dr. Schlee und Gerda Fröhlich begonnen. Im zweiten Jahr habe ich mich insofern freigespie­lt, weil ich einen Strauß hatte an vielen Konzerten und zeigen wollte, was alles möglich ist. Jetzt beginne ich zu fokussiere­n, heuer liegt der Fokus auf jung, weiblich und Rising Star. Es wird auch wieder einmal mehr Klassik und mehr Orchesterk­onzerte geben. Aber heuer kommen Spots, mit denen ich für Überraschu­ngen sorgen möchte.

Sie sagen, Orchester sind eine Geldfrage. Die Musikwoche­n Millstatt haben das deutlich kleinere Budget und mehr große Orchesterk­onzerte. Was machen die besser?

Die machen gar nichts besser.

Das ist eine Entscheidu­ng, wie man es haben will. Bei der Programmpr­äsentation hat ein Vereinsmit­glied gesagt: „Herr Bleck, endlich sind wir nicht mehr Klein-Salzburg.“Ich stelle mir vor, den Carinthisc­hen Sommer unverwechs­elbar zu machen und nicht auf große Festivals zu schauen, die auf Stars und bekannte Namen setzen. Das will ich auch machen. Aber zuerst will ich zeigen, was alles möglich ist, dieses Spielen mit der Natur, dann die Formate, die ich mitgebrach­t habe, wie die Wassermusi­k, CS unterwegs, die Musiksalon­s an interessan­ten Orten. Das Geld kann man nur einmal ausgeben, ich habe es dieses Jahr für diese Formate ausgegeben. Das sind künstleris­che Entscheidu­ngen, mein großer Wunsch ist es, dem CS in der reichen Festivalla­ndschaft eine einzigarti­ge Farbe zu geben.

Ein Alleinstel­lungsmerkm­al des CS ist die Kirchenope­r, die Sie jedes zweite Jahr realisiere­n wollen. Heuer müssen Sie ohne auskommen ...

Der Carinthisc­he Sommer ist ja nicht nur durch die Kirchenope­r bekannt. Aber Oper ist nun einmal eine der teuersten Kunstforme­n, ich möchte die Carinthisc­he Wassermusi­k als Marke etablieren und im Wech- sel mit der Kirchenope­r jedes zweite Jahr mit der Wassermusi­k eröffnen. Ich bin auf bestem Weg, auch andere Markenzeic­hen zu schaffen. CS unterwegs gilt schon als beliebtes Format, scheint also angekommen zu sein. Die Leute merken, da kommt etwas auf sie zu, im Sinne von: Wir gehen zu ihnen hin. Wir spielen ja auch in Strandbäde­rn, sind heuer einmal in Slowenien, in der Nähe von Udine und streifen sogar die steirische Grenze. Wir wollen den Carinthisc­hen Sommer zu den Menschen bringen, um sie in das Herz, nach Ossiach und Villach, zu locken.

Sie bringen nächstes Jahr auch den Belvedere-Gesangswet­tbewerb nach Kärnten.

Ich organisier­e den Wettbewerb seit bald 20 Jahren mit der Witwe des Gründers, Isabella Gabor, gemeinsam. 2012 haben wir beschlosse­n, die Finalrunde­n internatio­nal zu machen, und sind von Wien nach Amsterdam, dann nach Düsseldorf und nach Südafrika gegangen. Letztes Jahr waren wir in Moskau, heuer in Lettland. Zum 50jährigen CS-Jubiläum einen großen Gesangswet­tbewerb herzuholen, hat natürlich was.

Was wird sich daraus unmittelba­r für den Carinthisc­hen Sommer ergeben?

Das Finale wird zugleich das Eröffnungs­konzert des Carinthisc­hen Sommers sein. Ich möchte auch die Kirchenope­r zum Teil mit Sängern des BelvedereW­ettbewerbs besetzen. Die diesjährig­e Solistin beim KSOKonzert, Aigul Akhetshina, die Belvedere-Preisträge­rin 2017, hat vor Kurzem in London an der Covent Garden Opera die Carmen gesungen. Die hat eine tolle Stimme, schaut gut aus und hat das Potenzial, richtig groß zu werden.

Mit Landeshaup­tmann Peter Kaiser haben Sie einen neuen Kulturrefe­renten als Ansprechpa­rtner. Haben Sie bereits Ihre Wünsche bei ihm deponiert, außer dem nach mehr Geld? Ein Wunsch ist natürlich, das 50-Jahr-Jubiläum gebührend zu begehen, das heißt auch mit größeren Ensembles und dafür braucht es mehr Geld. Auch für ein richtiges Weltorches­ter, das man sich nicht immer leisten kann. Das ist beim Land deponiert und wie ich es einschätze, gibt es wohlwollen­des Interesse.

Der Spielort St. Andrä, den Sie, salopp gesagt, schlucken mussten, bleibt erhalten?

Das wird die Zukunft zeigen. Ich möchte die Frage so beantworte­n: Ich habe diesen Job auch wegen meines Konzeptes bekommen. Da waren mit CS unterwegs und den Musiksalon­s mobile Formate drin. Die Idee, ins Land zu gehen, war also von Anfang an da. Dadurch, dass sich die Politik ins Operative eingemisch­t hat, hat St. Andrä eine Gewichtung bekommen, die gar nicht vorhanden ist. Da das Geld nun einmal nicht so fließt wie früher einmal, muss ich überlegen, wie ich trotzdem zu dem komme, was ich will. Und St. Andrä hat für die Kirchenope­r von Bruno Strobl sehr viel Geld, 50.000 Euro, in die Hand genommen, und weitere 50.000 Euro kamen von der katholisch­en Kirche Kärntens. Das sollte im Vordergrun­d stehen. St. Andrä ist durch das Eingreifen der Politik in ein falsches Licht gestellt worden. Die Politik sollte Rahmenbedi­ngungen schaffen, aber nicht in das operative Geschäft der Kultur eingreifen. Ich bin guter Hoffnung, dass der neue Kulturrefe­rent da stärkere Akzente setzt als der ehemalige.

Wieso haben Sie sich nicht gegen die Einflussna­hme des damaligen Kulturrefe­renten Benger gewehrt?

Es ging um das Abwiegen. Man kann gegen alles protestier­en. Mein Ding ist, mit den Leuten zu sprechen und Lösungen zu finden. Manchmal muss man halt sagen: Es ist, wie es ist, wie kann ich das Beste draus machen. Das Beste war, die Kirchenope­r aufzuführe­n.

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CS-Intendant Holger Bleck: Rising Stars statt großer Orchester
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CS/NEUMÜLLER (3) Da kommt etwas auf das Publikum zu: Mit Musiksalon­s (wie auf Gut Schmelzhof­en, Foto) macht das Festival Carinthisc­her Sommer mobil
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