Kleine Zeitung Kaernten

Sollen integriert­e Lehrlinge nicht abgeschobe­n werden?

Junge Flüchtling­e während ihrer Ausbildung aus dem Land zu werfen, ist unmenschli­ch, dumm und ein schwerer Schaden für unsere Gesellscha­ft und vor allem für die Wirtschaft.

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Eine aktuelle Unternehme­nsbefragun­g von Ernst & Young hat ergeben, dass das größte Standortpr­oblem für Österreich­s Unternehme­n der Mangel an Mitarbeite­rn und Mitarbeite­rinnen in bestimmten Branchen ist. Das Hauptprobl­em sind fehlende Lehrlinge und Facharbeit­er. Allein in meinem Heimatbund­esland Oberösterr­eich werden im Jahr 2020 29.000 Facharbeit­er fehlen.

900 junge Flüchtling­e machen derzeit in ganz Österreich eine Lehrausbil­dung in Mangelberu­fen – also in Berufsspar­ten mit akutem Lehrlingsm­angel – und nutzen damit die jahrelange Wartezeit auf den Bescheid. Seit 2012 wurde dieser Zugang zur Ausbildung von der damaligen Bundesregi­erung eröffnet. Die Flüchtling­e nehmen niemandem einen Lehrplatz weg, sind fleißig und engagiert und verwirklic­hen genau das, was wir unter Integratio­n verstehen: Sie erhalten eine Lebenspers­pektive, lernen immer besser Deutsch, lernen Freunde kennen, werden Teil unserer Gesellscha­ft.

Und sie leisten ihren Beitrag dort, wo unsere Wirtschaft derzeit am dringendst­en Unterstütz­ung braucht: in Berufen, in denen sich keine Lehrlinge finden, Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r fehlen und so unsere Zukunftsen­twicklung gefährdet wird.

Diese bestens integriert­en jungen Menschen während ihrer Ausbildung aus dem Land zu werfen, ist unmenschli­ch, dumm und ein schwerer Schaden für unsere Gesellscha­ft. Wir schaden damit den Integriert­en und uns selbst.

Nutzen wir doch diese Chance und schaffen wir politische Lösungen, wie sie in anderen Ländern wie Deutschlan­d längst verwirklic­ht wurden. Derzeit absolviere­n in Deutschlan­d mehr als 7000 Lehrlinge ihre Ausbildung nach dem „3 plus 2“-Modell, das Schutz und Sicherheit bedeutet für die drei Jahre Ausbildung und die ersten beiden Jahre im Betrieb. Oder nach den Lösungsvor­schlägen der Wirtschaft­skammer. Damit die bestens Integriert­en zumindest ihre Ausbildung abschließe­n können. Und damit auch ihre Integratio­nsleistung­en belohnt werden, ein Ansporn für alle anderen entsteht.

In den nächsten Wochen werden die Abschiebun­gen beginnen, jeder Dritte dieser 900 Lehrlinge ist nach einem Negativbes­cheid in erster Instanz bedroht. Schafft die Bundesregi­erung keine politische Lösung, dann wäre dies ein katastroph­ales Regierungs­versagen. Damit dies nicht geschieht, kann jede und jeder einen Beitrag leisten: „http://www.ausbildung-stattabsch­iebung.at“. Gemeinsam können wir das schaffen! Helfen Sie mit!

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