„In Kärnten bewegt sich etwas“
Special-OlympicsLandessekretär Erich Hober (38) aus Klagenfurt erzählt, warum er aufgehört hat zu jammern, wieso Sport so wichtig ist und wofür er 650 Freiwillige braucht.
Seit 50 Jahren gibt es die Special Olympics. Kärnten hat seit den Sommerspielen 2014 einen eigenen Verein namens „Herzschlag“, warum sind diese Bewerbe so wichtig?
Als bisher einziges Bundesland haben wir es geschafft, den Verein auch nach den Sommerspielen nachhaltig weiterhin am Leben zu erhalten. Wir haben ein Büro und durch mich einen Angestellten. Sport ist generell sehr wichtig, egal ob für Menschen mit oder ohne Beeinträchtigung. Leider verliert der Sport immer mehr an Stellenwert. Die Bewegungsarmut nimmt überhand. Bei Menschen mit intellektueller Beeinträchti- gung hilft der Sport auch darin, das Leben viel organisierter und selbstständiger zu führen. Durch Sport werden Körper und Geist trainiert. Es bringt Bewegung in den Alltag und neue Freundschaften können geknüpft werden. Wir sind dazu da, dass wir die Menschen und auch die Institutionen animieren, mehr Sport zu machen. Und um durch unsere sportlichen Veranstaltungen zu zeigen, dass Menschen mit Beeinträchtigung sehr wohl etwas schaffen können.
Sie kommen aus der Medienbranche, ist Ihnen die Umstellung leichtgefallen?
Ich bin ein kompletter Quereinsteiger. Ich habe mir zuerst schon Gedanken gemacht, was mich bei Special Olympics erwarten wird. Viele haben am Anfang eine Scheu und wissen nicht recht, wie man sich bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung verhalten soll. Unbegründet, denn die Gespräche verlaufen wie mit jedem anderen Menschen. Gewisse Dinge muss man eventuell einfacher formulieren. Spannend ist die Ehrlichkeit: Sie sagen einfach, was sie sich denken, das ist heutzutage ja eher selten.
Haben Sie sich durch die neue Aufgabe verändert?
Ich habe gelernt, viel weniger zu meckern. Das habe ich von den Athleten gelernt. Sie machen sich keine Gedanken darüber, ob die Schuhsohle zu wenig Profil hat, es regnet oder sehr
heiß ist. Sie stehen am Start und ziehen ihre Sache durch. Sie akzeptieren die Situation und bringen ihre Leistungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Und das immer mit viel Freude.
Sie planen bereits die SpecialOlympics-Winterspiele, die 2020 in Villach stattfinden werden ...
Genau, wir haben Villach als Standort gewählt, weil die Wegstrecken zwischen den Veranstaltungsorten kurz sind. Teilgenommen wird an zehn Sportarten, von Ski-Alpin, Snowboard bis hin zu Eiskunstlauf. Wir erwarten 1000 Teilnehmer, die meisten aus Österreich. Für so eine Veranstaltung brauchen wir rund 650 Freiwillige, die mithelfen. Interessierte können sich bei mir melden.
In Kärnten nehmen immer mehr Beeinträchtigte an Sporttrainings teil. Waren es 2015 sechs geförderte Trainings, sind es in diesem Jahr 27 ...
Es bewegt sich etwas. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass wir bei der Vermittlung helfen. Es sind auch zwei vorbildhafte Initiativen entstanden: der Südkärntner Lebenslauf, der von der LG Südkärnten mithilfe der Firma Fischer aus Griffen initiiert wurde, bei dem Beeinträchtigte und Nicht-Beeinträchtigte um den Klopeiner See laufen, oder die eigene Schwimm-Sektion beim SV Wörthersee, die aus dem Jauntaler Schwimmverein entstanden ist. Solche Eigeninitiativen sind selten.
Wie wird man Special-Olympics-Athlet?
Man meldet sich bei uns, dann wird ein Gesundheitscheck beim Arzt gemacht und eine Sportlerlizenz ausgestellt. Dann schauen wir, dass wir die Athleten zu Trainings vermitteln. Jeder kann mitmachen, egal wie sportlich man ist – getreu dem Special-Olympics-Eid: „Lasst mich gewinnen. Aber wenn ich nicht gewinnen kann, dann lasst es mich mutig versuchen.“