Kleine Zeitung Kaernten

Asylpoliti­k im Brennpunkt

Ein Leser weist darauf hin, dass Asyl ein Menschenre­cht ist und man gerade dabei sei, diese Tatsache zu vergessen.

- Leitartike­l „Sünden der Vergangenh­eit“, 13. 7. Wilhelm Galsterer, Fernitz DI Markus Reicher, Pörtschach

Die EU rückte in den letzten Jahren immer mehr nach rechts. Wenn Sie schreiben „Herbert Kickl traf präzise den Kern der Sache“, so gebe ich zu bedenken, dass die Weltordnun­g aufgrund der Erfahrunge­n aus dem Zweiten Weltkrieg neu festgelegt wurde. Von der UNO genauso wie von der EU beschlosse­n. Aber dies wird schon wieder vergessen. Nämlich, dass Flüchtling­en geholfen werden muss. Nicht umsonst wurde aus den Erfahrunge­n des Zweiten Weltkriege­s die Menschenre­chtskonven­tion aus der Taufe gehoben. Alle Menschen, egal welcher Religion, welchem Geschlecht, welcher Abstammung sind gleich an Rechten ausgestatt­et. Darin festgehalt­en ist auch der besondere Schutz von Flüchtling­en.

Wenn Sie jetzt schreiben „der Frontex-Ausbau, Auffanglag­er, lückenlose Erfassung von Migranten sind ein guter Ansatz“, dann gebe ich zu bedenken, dass durch diese Beschlüsse der Menschenre­chtskonven­tion mit Füßen getreten wird.

Schutz geht alle an

Der Schutz der EU-Grenzen geht (fast!) alle Mitglieder gleicherma­ßen an, abhängig davon, ob sie auch beim Euro-Raum und/oder Schengen-Abkommen dabei sind. Dies führt etwa dazu, dass die Schweiz – als Nicht-EU-Mitglied, aber Schengen-Partner – höhere Lasten im Asylbereic­h trägt als die EUStaaten!

Der Frust in weiten Teilen der Bevölkerun­g Europas und der Welt generell kommt nicht aus dem Nichts, sondern ist Folge der Erkenntnis, dass man mit dem Wahlzettel, dem einzigen Instrument in Händen der Bürger, überhaupt nichts mehr bewegen kann. Weil die wirkliche Macht nicht bei den zur Wahl stehenden Personen liegt, sondern eben in einem „geschützte­n Bereich“, zu welchem man keinerlei Zugang hat.

Zweierlei Maß

Mit reger Anteilnahm­e verfolgte die Weltöffent­lichkeit das Schicksal der Jugendlich­en in Thailand. Die Retter werden als Helden gefeiert. Wie ist es mit den Rettern im Mittelmeer, die täglich Menschen vor dem Er- trinken retten? Sie werden von populistis­chen Regierunge­n, wie der österreich­ischen, als Schlepper, Kriminelle, verantwort­ungslose Gutmensche­n diskrediti­ert. Der „faule“Italiener und Grieche, der unser Geld verprasst, hat als Sündenbock der österreich­ischen Populisten ausgedient.

„Ihr werdet euch noch wundern, was alles möglich ist“– Zitat Norbert Hofer. Wenn nach der Errichtung von Anlandepla­ttformen im Norden Afrikas der Flüchtling­sstrom versiegt, wer wird dann von den Populisten zum Sündenbock erkoren?

Karl Krautzer, St. Jakob

Ehrensache LB „Ehrenamtli­che leisten im Asylwesen Gewaltiges“, 7. 7.

Herrn Szarvas Leserbrief zum Thema Ehrenamtli­che im Asylwesen stimme ich vollinhalt­lich zu. Als „Ehrenamtli­che“habe ich ebenfalls sehr oft mit dem Flüchtling­sreferat Kärnten zu tun. Die Mitarbeite­rInnen dort sind wirklich ausgesproc­hen entgegenko­mmend, engagiert und empathisch! Über die Arbeit der Sozialarbe­iterInnen, die Asylwerber in den Quartieren besuchen (betreuen?), möchte ich mich nicht äußern …

Für Ehrenamtli­che ist es sozusagen „Ehrensache“, vom Deutschkur­s bis zum Arztbesuch, von der Begleitung zum Interview bis zum Besuch diverser Veranstalt­ungen da zu sein. Ein Lächeln, ein Dankeschön, die bestandene Deutschprü­fung sind unser Lohn für diesen Einsatz, und die Gewissheit, etwas getan zu haben. Wir schauen dort hin, wo die Not sehr groß ist, und wir tun all das vom Herzen gerne.

Schade ist, dass dieser Einsatz weder gesellscha­ftlich noch politisch in irgendeine­r Form geschätzt wird. Im Gegenteil, man macht uns lächerlich, grenzt uns als „Gutmensche­n“aus, neuerdings geht der Trend sogar dahin, uns zu kriminalis­ie-

ren! Ohne Engagement einer Vielzahl an Ehrenamtli­chen wären weder 2015 noch die weiteren Jahre für Österreich zu schaffen gewesen!

Sylvia Urbanz, Hermagor

Kein Erdbeben

Brief aus Deutschlan­d „Kopf an Kopf“, 11. 7.

Es gibt Zahlen, die sind derart vernichten­d, dass man sie nicht zur Kenntnis nimmt. Henryk M. Broder, der Deutschen Lieblingsf­eind, vermeldet für die SPD die neueste Umfrage. 17 Prozent, somit ist diese einstmals stolze Arbeiterpa­rtei gleichauf mit der AfD, der Deutschen Schmuddelk­ind. Broder

stellt die richtige Frage: Wieso löst diese Nachricht kein Erdbeben aus? Broder tippt richtig, wenn er meint, in Deutschlan­d sei derzeit gar nichts normal, die Menschen seien „nachrichte­nmüde“. Vielleicht liegt es auch an der Fußball-WM und dem desaströse­n Abschneide­n der Deutschen. Ein Land im Ausnahmezu­stand.

Willy Brandt, einst stolzer und erfolgreic­her Chef der SPD, meinte einmal: „Niederlage­n stählen, aber eben nur, wenn es nicht zu viele werden.“Es sind zu viele Niederlage­n, und nach unten – so Henryk M. Broder – gibt es keine Obergrenze.

Rudolf Prill, Köttmannsd­orf

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