Asylpolitik im Brennpunkt
Ein Leser weist darauf hin, dass Asyl ein Menschenrecht ist und man gerade dabei sei, diese Tatsache zu vergessen.
Die EU rückte in den letzten Jahren immer mehr nach rechts. Wenn Sie schreiben „Herbert Kickl traf präzise den Kern der Sache“, so gebe ich zu bedenken, dass die Weltordnung aufgrund der Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg neu festgelegt wurde. Von der UNO genauso wie von der EU beschlossen. Aber dies wird schon wieder vergessen. Nämlich, dass Flüchtlingen geholfen werden muss. Nicht umsonst wurde aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges die Menschenrechtskonvention aus der Taufe gehoben. Alle Menschen, egal welcher Religion, welchem Geschlecht, welcher Abstammung sind gleich an Rechten ausgestattet. Darin festgehalten ist auch der besondere Schutz von Flüchtlingen.
Wenn Sie jetzt schreiben „der Frontex-Ausbau, Auffanglager, lückenlose Erfassung von Migranten sind ein guter Ansatz“, dann gebe ich zu bedenken, dass durch diese Beschlüsse der Menschenrechtskonvention mit Füßen getreten wird.
Schutz geht alle an
Der Schutz der EU-Grenzen geht (fast!) alle Mitglieder gleichermaßen an, abhängig davon, ob sie auch beim Euro-Raum und/oder Schengen-Abkommen dabei sind. Dies führt etwa dazu, dass die Schweiz – als Nicht-EU-Mitglied, aber Schengen-Partner – höhere Lasten im Asylbereich trägt als die EUStaaten!
Der Frust in weiten Teilen der Bevölkerung Europas und der Welt generell kommt nicht aus dem Nichts, sondern ist Folge der Erkenntnis, dass man mit dem Wahlzettel, dem einzigen Instrument in Händen der Bürger, überhaupt nichts mehr bewegen kann. Weil die wirkliche Macht nicht bei den zur Wahl stehenden Personen liegt, sondern eben in einem „geschützten Bereich“, zu welchem man keinerlei Zugang hat.
Zweierlei Maß
Mit reger Anteilnahme verfolgte die Weltöffentlichkeit das Schicksal der Jugendlichen in Thailand. Die Retter werden als Helden gefeiert. Wie ist es mit den Rettern im Mittelmeer, die täglich Menschen vor dem Er- trinken retten? Sie werden von populistischen Regierungen, wie der österreichischen, als Schlepper, Kriminelle, verantwortungslose Gutmenschen diskreditiert. Der „faule“Italiener und Grieche, der unser Geld verprasst, hat als Sündenbock der österreichischen Populisten ausgedient.
„Ihr werdet euch noch wundern, was alles möglich ist“– Zitat Norbert Hofer. Wenn nach der Errichtung von Anlandeplattformen im Norden Afrikas der Flüchtlingsstrom versiegt, wer wird dann von den Populisten zum Sündenbock erkoren?
Karl Krautzer, St. Jakob
Ehrensache LB „Ehrenamtliche leisten im Asylwesen Gewaltiges“, 7. 7.
Herrn Szarvas Leserbrief zum Thema Ehrenamtliche im Asylwesen stimme ich vollinhaltlich zu. Als „Ehrenamtliche“habe ich ebenfalls sehr oft mit dem Flüchtlingsreferat Kärnten zu tun. Die MitarbeiterInnen dort sind wirklich ausgesprochen entgegenkommend, engagiert und empathisch! Über die Arbeit der SozialarbeiterInnen, die Asylwerber in den Quartieren besuchen (betreuen?), möchte ich mich nicht äußern …
Für Ehrenamtliche ist es sozusagen „Ehrensache“, vom Deutschkurs bis zum Arztbesuch, von der Begleitung zum Interview bis zum Besuch diverser Veranstaltungen da zu sein. Ein Lächeln, ein Dankeschön, die bestandene Deutschprüfung sind unser Lohn für diesen Einsatz, und die Gewissheit, etwas getan zu haben. Wir schauen dort hin, wo die Not sehr groß ist, und wir tun all das vom Herzen gerne.
Schade ist, dass dieser Einsatz weder gesellschaftlich noch politisch in irgendeiner Form geschätzt wird. Im Gegenteil, man macht uns lächerlich, grenzt uns als „Gutmenschen“aus, neuerdings geht der Trend sogar dahin, uns zu kriminalisie-
ren! Ohne Engagement einer Vielzahl an Ehrenamtlichen wären weder 2015 noch die weiteren Jahre für Österreich zu schaffen gewesen!
Sylvia Urbanz, Hermagor
Kein Erdbeben
Brief aus Deutschland „Kopf an Kopf“, 11. 7.
Es gibt Zahlen, die sind derart vernichtend, dass man sie nicht zur Kenntnis nimmt. Henryk M. Broder, der Deutschen Lieblingsfeind, vermeldet für die SPD die neueste Umfrage. 17 Prozent, somit ist diese einstmals stolze Arbeiterpartei gleichauf mit der AfD, der Deutschen Schmuddelkind. Broder
stellt die richtige Frage: Wieso löst diese Nachricht kein Erdbeben aus? Broder tippt richtig, wenn er meint, in Deutschland sei derzeit gar nichts normal, die Menschen seien „nachrichtenmüde“. Vielleicht liegt es auch an der Fußball-WM und dem desaströsen Abschneiden der Deutschen. Ein Land im Ausnahmezustand.
Willy Brandt, einst stolzer und erfolgreicher Chef der SPD, meinte einmal: „Niederlagen stählen, aber eben nur, wenn es nicht zu viele werden.“Es sind zu viele Niederlagen, und nach unten – so Henryk M. Broder – gibt es keine Obergrenze.
Rudolf Prill, Köttmannsdorf