Bis die Fake-News-Fischer auf dem Trockenen sitzen
Jubel für den „Krawall in Chioggia“: Angelica Ladurner inszenierte Carlo Goldoni zur Eröffnung der Spittaler Komödiensaison.
Wenn sich selbstgefälliger Tratsch, kleine Gerüchte, Mobbing und diffuse Vorurteile auf ein Packerl schmeißen, ist ein handfester Skandal meist nicht weit. Die sozialen Netzwerke sind voll davon. Bei den Komödienspiele Porcia wachsen sich jetzt die Sticheleien von fünf Klöpplerinnen zu einem zünftigen Krawall aus – und da ist weit und breit noch kein Netz in Sicht, weil die Männer noch nicht vom Fischen zurück sind.
Angelica Ladurner hat Carlo Goldonis „Krawall in Chioggia“gemeinsam mit Micha Beyermann neu übersetzt und bearbeitet, inklusive italienischer Einsprengsel und kreativer Schimpfworte wie: „Ihr vertrottelten Fake-News-Fischer“. Und sie hat die Komödie, in der Goldoni seine Berufserfahrung (in Chioggia war er Assistent des Strafgerichts) mit dem Alltag der kleinen Leute verbindet, mit viel Fingerspitzengefühl, Temperament und exaktem Timing inszeniert.
Vor Beginn der Aufführung, nach den in Spittal stets kurz- „Krawallschwestern“: Isabella Szendzielorz (l.), Maria Astl
weiligen Eröffnungsreden, hatte sich die Prinzipalin in Erinnerung an ihren im Februar verstorbenen Vorgänger Peter Pikl an das „hochverehrte Publikum“gewandt. „Eine Schweigeminute hätte ihm gar nicht gefallen,“sagte Ladurner. „Aber das Ensemble widmet ihm diesen Abend und das Publikum möge einen Lacher seinem Andenken widmen.“Als Donna Libera ihrer Schwester riet, zu warten „bis mein Mann wieder da ist ...... er entscheidet“, dürfte Pikl bereits das erste Andenken des amüsierten Publikums erhalten haben.
Das berühmte leichte Lachen von Porcia. Am Eröffnungsabend saß es in jeder Reihe. Fußfrei, den Schalk im Nacken, die Erkenntnis (wie schnell ein harmloser Streit gefährlich aus dem Ruder laufen kann) vor der Nase und Freudentränen in den Augen.
So muss Komödie sein: saftig und geistreich. Nah an der Verzweiflung, dass sie einem jederzeit auf die Zehen steigen kann, bis ins Detail stimmig. Und getragen von einem Ensemble ohne Schwachstelle, das jede Bühnenfigur als Charakter sichtbar macht. Die Regie arbeitet ohne Holzhammer, leistet sich für die Streitparteien eine Kampfchoreografie mit Wow-Effekten (Josef Borbely), spielt souverän mit Slapstickund Musik-Einlagen (Ossy Pardeller, Severin Salvenhofer). Über eine Falltüre kommt man in die Gerichtsstube, wo der Bürovorsteher sofort seine Füße aus dem Gefängnis der Schuhe befreit. Ein „Bloßfüßiger“an einer Schlüsselstelle sorgt für Entk(r)ampfung. Wenn das kein Grund zu jubeln ist!
17., 20., 25. Juli, 20.30 Uhr. 18. Juli, 17 Uhr. Weitere im August. Karten. Tel. 0 47 62 42 020
Termine: