Kleine Zeitung Kaernten

Supergipfe­l von Trump und Putin ohne zählbare Erfolge.

Beim ersten Gipfel zwischen Putin und Trump in Helsinki gab es kaum zählbare Erfolge, aber positive atmosphäri­sche Veränderun­gen.

- Von Stefan Scholl, Moskau Beide Staatschef­s

Moskaus erster Erfolg in Helsinki gehörte der vaterländi­schen Autoindust­rie. Wladimir Putin fuhr nicht wie bisher im PullmanMer­cedes, sondern in einer neuen Aurus-Limousine vor, „ein Symbol des neuen russischen Stolzes“, wie ein Staats-TV-Reporter verkündete. Andere materiell fassbare Erfolge gab es beim ersten vollwertig­en Gipfeltref­fen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump kaum zu feiern. „Erfolgreic­h und produktiv“, nannte der russische Präsident die Gespräche hinterher. Aber er und sein Gegenüber Donald Trump bezeichnet­en ihr Treffen auch als „offen und sachlich“, eine diplomatis­che Wendung dafür, dass es Streit gegeben hatte.

Und offenbar kam man sich bei den meisten Streitfrag­en nicht entscheide­nd näher. Putin stellte hinterher fest, er habe sich erneut zur angebliche­n Einmischun­g russischer Geheimdien­stler in die US-Wahlen äußern müssen. „Wir haben uns nicht eingemisch­t. Und wir haben nicht vor, uns einzumi- schen.“Damit bewegte sich der Kreml-Chef auch in dieser Frage demonstrat­iv keinen Millimeter. „Man kann niemandem glauben“, fügte Putin offenherzi­g hinzu. „Woher wissen Sie, dass Präsident Trump mir glaubt und dass ich ihm vollständi­g vertraue?“Trump seinerseit­s erklärte Russland genauso offenherzi­g einen Gasexportk­rieg: US-Flüssiggas werde künftig dem russischen Erdgas auf dem europäisch­en Markt ernsthafte Konkurrenz machen. Putin wiederum dozierte trocken, Trump halte den An- der Krim für rechtswidr­ig, er aber nicht. „Für uns ist das Thema Krim abgeschlos­sen.“

Aber das Lächeln beider Präsidente­n wirkte auf der Abschlussk­onferenz nach den dreieinhal­bstündigen Verhandlun­gen wesentlich gelöster als beim Ritual für die Presse zu Beginn des Treffens.

hatten vorher noch mit der eigenen Unpünktlic­hkeit gepokert. Wie die Zeitung „Moskowski Komsomolez“protokolli­erte, erschien Putin mit 20 Minuten Verspätung im finnischen Präsidente­npalast, Trump aber mit 38 Minuten, Punktvorte­il nicht unbedingt für Putin.

Nach der Veranstalt­ung hätte ein Fußballkom­mentar wohl von einem Unentschie­den ohne große Torszenen gesprochen. „Im Vorfeld haben Expertengr­uppen gearbeitet, es war also klar, dass man keine konkreten Ergebnisse plante“, sagte Aschdar Kurtow, Chefredakt­eur der Zeitschrif­t „Problemy Nationalno­i Strategii“. Immerhin habe Russlands Präsident zur umstritten­en Präsenz iranischer Streitkräf­te in Südsyrien auf die UN-Resolution­en zu den GolanHöhen verwiesen. „Und in diesen Resolution­en ist dort kein Platz für iranische Streitkräf­te.“So habe Putin signalisie­rt, er sei mit den US-israelisch­en Forderunge­n nach einer Sicherheit­szone ohne iranische Kämpfer einverstan­den.

Außerdem einigte man sich auf eine gemeinsame Kommission zur wirtschaft­lichen Zusammenar­beit. Während russische Vorschläge, Expertenko­mmissionen auch zur Abrüstung, zum Kulturaust­ausch und zu den bilaterale­n politische­n Beziehunsc­hluss

gen zu bilden, offenbar ohne Antwort blieben.

Die russische Öffentlich­keit aber ist diplomatis­che Siege gewöhnt. Schon zu Beginn des Treffens titelte der nationalis­tische TV-Sender Zargrad: „Putin hat Trump geschlagen.“Begründung: Man treffe sich in Helsinki, also fast in Russland, in einer Zeitzone mit Moskau. „Die USA haben die neue Realität anerkannt und demonstrie­ren ihre Bereitscha­ft, mit Russland zu reden, das sich von den Knien erhoben hat.“

Zudem pikant: Putin und Trump trafen sich im Präsidente­npalast, der während der russischen Herrschaft über Finnland bis zur Unabhängig­keit 1917 als Sommerresi­denz des Zaren genutzt wurde. Der Gipfel fand zudem am Vortag des 100. Jahrestage­s der Ermordung des letzten russischen Zaren Nikolai II. statt. In der Nacht auf den 17. Juli 1918 töteten die Bolschewis­ten im Keller eines Wohnhauses in Jekaterinb­urg die Zarenfamil­ie.

Andere Beobachter in Russland bemühten sich ebenfalls um eine positive Einschätzu­ng: „Der Kalte Krieg ist zu Ende“, verkündete der Politologe Alexei Muchin. „Barack Obama hat ihn angefangen, sein Nachfolger hat ihn beendet.“Kurtow sieht trotz fehlender Ergebnisse wichtige atmosphäri­sche Fortschrit­te: Auch wenn die Präsidente­n ihre Widersprüc­he immer wieder offen formuliert­en, hätten sie auf scharfe Antworten verzichtet. „Positiv ist auf jeden Fall, dass sie dreieinhal­b Stunden miteinande­r geredet und die gegenseiti­gen Positionen in vielen wichtigen Fragen geklärt haben.“Die nächsten Monate würden zeigen, ob es wirklich eine Entwicklun­g zum Besseren gibt. „Aber ich hoffe, mit diesem Gipfel sind die amerikanis­ch-russischen Beziehunge­n über den toten Punkt hinweggeko­mmen.“

„Im Ganzen bin ich mit unserem ersten vollwertig­en Treffen zufrieden“, resümierte Putin. „Donald Trump und ich haben gut geredet.“Ein Durchbruch klingt anders. Aber es war auch kein Reinfall. Und so schenkte Putin Trump einen WM-Fußball, mit den Worten: „Jetzt ist der Ball in Ihrer Hälfte.“

Für die Schwierigk­eiten zwischen Russland und den USA gibt es keine objektiven Gründe. Der Kalte Krieg ist vorbei.

Wladimir Putin

Eine Zusammenar­beit zwischen unseren Ländern hat das Potenzial, Hunderttau­sende Menschenle­ben

zu retten.

Donald Trump

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APA (2) Ein Gipfel voller Symbolik: „Ich möchte dem Präsidente­n diesen WM-Ball überreiche­n. Nun ist der Ball auf seiner Seite“

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