Sehr viel mehr als nur ein Treffpunkt
Sind Jugendzentren ein Auslaufmodell oder werden sie noch gebraucht? Experten sind sich einig, dass sie – inzwischen in allen Kärntner Bezirksstädten – „wichtige Sozialisationsorte“sind.
Redet man mit älteren Menschen über die Jugend, vernimmt man oft einen lauten Seufzer, begleitet von „Ach, die Jugend von heute“. Ein Einstiegssatz, dem meist wenig schmeichelhafte Attribute folgen. Franz Pirker-Jeremias kennt das nur allzu gut, kann dem aber wenig abgewinnen. „Diese Einstellung hat sich nicht geändert, die Jugend war für Ältere immer schon schwierig. Aber wer mir sagt, er war in seiner Jugend nicht auch auf eine gewisse Art und Weise radikal, der lügt“, sagt Pirker-Jeremias und er muss es ja wissen.
Schließlich hat er bereits vor fast 20 Jahren mit mobiler Jugendarbeit begonnnen und ist seit 2005 Leiter des Klagenfurter Jugendzentrums „Mozarthof “, außerdem ist er der Kärntner Vertreter beim bundesweiten Netzwerk für offene Jugend- arbeit. In diesen 20 Jahren hat sich in Bezug auf die Arbeit mit Jugendlichen einiges geändert. „Diese war früher fast ausschließlich kirchlich organisiert, mittlerweile ist sie professionalisiert worden“, sagt Pirker-Jeremias und die Jugendzentren – mittlerweile „Youth Points“genannt – spielen dabei eine wichtige Rolle. „Das sind Sozialisationsorte und als solche absolut notwendig.“
Noch etwas hat sich verändert. Waren Jugendzentren früher dünn gesät, sind sie heute zumindest in jeder Bezirksstadt – unter professioneller Leitung und mit ähnlichen Aufgabenstellungen – selbstverständlich. Trotzdem hat es bis zum 1. Jänner des heurigen Jahres gedauert, bis der „Jugendarbeiter“im Kollektivvertrag verankert und damit Teil der sozialen Arbeit wurde.
Natürlich sei es heute nicht mehr damit getan, einen Raum mit Tischfußball zur Verfügung zu stellen und jemanden, der ein bisschen aufpasst, damit nichts kaputtgehe. „Unser Angebot ist sehr breit gefächert und hängt auch vom jeweiligen Standort des Jugendzentrums ab“, sagt Pirker-Jeremias. Neben gut ausgebildetem Personal gibt es meist auch eigene Café- und Küchenbereiche, gratis WLAN, PCs mit Internetzugang und Leseecken. Im Mozarthof selbst hat man sich auf Musik spezialisiert, bietet Proberäume und eine Bühne für Konzerte an. Das haben übrigens heute bekannte Bands wie „Naked Lunch“als junge Gruppen bereits genutzt.
Besonders Jugendliche aus sozial benachteiligten Gruppen und Jugendliche mit Migrationshintergrund nützen das Angebot. „Die haben zu Hause oft wenig Strukturen und wir versuchen, hier positiv einzuwirken, sind bei der Jobsuche oder beim Finden von geeigneten Lehrstellen behilflich.“Oft fehle einfach das Geld für eine alternative Freizeitgestaltung und es sei besser, „sie kommen zu uns, als auf irgendwelchen Plätzen herumzusitzen. Wir versuchen, den Jugendlichen Perspektiven zu vermitteln.“Frequentiert werden die Jugendzentren hauptsächlich von Burschen (75 Prozent), während die Mädchen das nicht zwingend brauchen.
Für Pirker-Jeremias steht fest, dass Jugendzentren auch in Zukunft einen wichtigen Stellenwert haben werden und das hängt auch mit den veränderten Familienstrukturen zusammen. „Es gibt mittlerweile sehr viele Alleinerzieherinnen und Familien, wo beide Elternteile berufstätig sind“, sagt er und ortet auch ein Problem im städtischen Wohnbau. „Für Jugendliche gibt es zwischen den Wohnblöcken keinen Platz mehr, die Parkflächen sind wichtiger geworden als die Spielplätze“, sagt er und würde sich wünschen, zukünftig in die Planung miteingebunden zu werden. „Sonst wird uns das noch auf den Kopf fallen.“
Die Wichtigkeit von Jugendzentren steht auch für Alfred Wrulich, Leiter des Landesjugendreferats, außer Frage. „Junge Menschen brauchen einen Platz, wo sie hingehen können“, sagt Wrulich. Wichtig sei heute die mobile Jugendarbeit, wo man auf die Jugendlichen zugeht. „Die Zeiten, in denen man im Jugendzentrum auf Jugendliche gewartet hat, die sind vorbei“, sagt Wrulich.
Alles zu den Jugendzentren und zur offenen Jugendarbeit unter www.kost-kaernten.at.