Was die Welt der kleinen Leute aus den Angeln hebt
Temporeiches Verwirrspiel: „Bezahlt wird nicht!“von Dario Fo in der Kellergalerie von Schloss Porcia.
Wenn Arbeitslosigkeit und Preise steigen, kann man schon wütend werden! Das ist auch 40 Jahre nach Entstehung der Farce „Bezahlt wird nicht!“von Dario Fo nachvollziehbar. Und wie die resolute Antonia wütend wird, sich ohne zu zahlen als Supermarkt-Rebellin einfach nimmt, was sie braucht und eine Kettenreaktion an Komplikationen auslöst, wird zu einem grotesken Komödien-Spaß.
Die Arbeiterklasse probt den Aufstand: „Wir bestimmen den Preis selbst. Das ist besser als Streiken!“Doch Antonias Mann Giovanni ist ein ehrlicher Kommunist und schimpft auf „subproletarische Hunde“, mit denen er vorerst nichts zu tun haben will. Zu allem Überfluss droht eine Polizeikontrolle, und so werden die gestohlenen Lebensmittel von Antonia und ihrer Freundin Margherita unter die Kleider gestopft, was sie zu „Schwangeren“macht.
Immer absurder wird das Verwirrspiel, in dem wie beim Silvester-TV-Sketch „Dinner for one“ständig über eine Werkzeugkiste gestolpert und so manche Szene lustvoll überzeichnet wird. Regisseur Alexander Kratzer hebt die Welt der „kleinen Leute“buchstäblich aus den Angeln, und zwischen klemmender Kühlschranktür und schiefem Schrank finden die zwei Arbeiter-Paare im 1970er-JahreLook immer mehr Gefallen am „zivilen Ungehorsam“, zu dem Literaturnobelpreisträger Fo aufgerufen hat.
Die Kellergalerie, in der eine beachtenswerte Schau mit Werken von Alfred Hrdlicka zu sehen ist (Strabag Kunstforum), wird diesmal der Länge nach bespielt. So gibt es genug Platz für die Auf- und Abgänge, die das sechsköpfige Ensemble konditionsstark absolviert, allen voran Katharina Solzbacher als resolute Antonia, die um keine Lügengeschichte verlegen ist, und Walter Ludwig als Giovanni mit Schlaghose und italienischer Gestenvielfalt. Sonja Kreibich, Markus Achatz, Christopher Ammann und Michael Köhler vervollständigen das starke Ensemble, dem man das Ablaufdatum des etwas angestaubten Stückes nicht anmerkt.