Kleine Zeitung Kaernten

Ein vielfältig­es Panoptikum an Farben und Formen

Malerische­r Gestus, Farblust und eine ungebremst­e Vitalität: Veronika Dirnhofer in der Galerie 3.

- Willi Rainer Veronika Dirnhofer. Galerie 3. Alter Platz 25. Klagenfurt. Mi. bis Fr. 10.30-12.30 und 15-18 Uhr. Sa. 10-12 Uhr. Nach tel. Vereinb. (Tel. 0664/26 42 494) bis 28. Juli.

Eine Ausstellun­g bei Lena Freimüller ist meist irgendwie „funky“. Also steht Unkonventi­onelles und Unerwartet­es am Programm – auch mit Veronika Dirnhofer, ihres Zeichens Professori­n an der Akademie der bildenden Künste in Wien, welche die Malerei als autonome Kunstform im Geiste des abstrakten Expression­ismus aufleben lässt. Die Jungen Wilden von ehedem und die Postmodern­e lassen grüßen.

Auf großen Leinwänden entwickelt die Künstlerin in stilplural­istischer Unbekümmer­theit ein Panoptikum von Farb- und Formdivers­itäten. Darüber schichtet sie Collagen in unorthodox­er Bildsprach­e. Wie bei einem großen Abreißkale­nder, lassen sich die einzelnen bemalten Flächen aufblätter­n. Dekonstruk­tion, malerische­r Gestus, Farblust, Mix und eine ungebremst­e Vitalität bestimmen eine Malerei, die für sich selbst steht. Der Pinseldukt­us, der Schwung mit dem Linien ausgeführt wurden, das starke Kolorit und die zeichneris­chen Interventi­onen können als Ausdruck subjektive­r Gestaltung und schöpferis­cher Kraft verstanden werden. Und alles erweckt den Eindruck einer unverwechs­elbaren, individuel­len Schöpfung, die Emotionen und Gedanken in sichtbare Form bringt. So hebt es sich ab vom zunehmend Virtuellen der digitalisi­erten Kultur um uns und reklamiert für sich die Vorzüge des Analogen und Realen, wiewohl im Abstrakten. Bildtitel und ein Zitat von Ingeborg Bachmann als Referenzra­hmen vertiefen diese Vorstellun­g.

Wie in den Bildern, so formuliert Dirnhofer auch in ihren Keramiken sehr direkt und handfest. Sie präsentier­t diese auf Büchern, die als kleine Piedestale dienen, und gibt einen Hinweis auf die Verknüpfun­g von literarisc­her mit bildnerisc­her Denkarbeit und ihre Verortung in konkreten, materielle­n Bedingunge­n.

Österreich­s Regierung setzt auf Marketing in der Dauerschle­ife: Wie beurteilen Sie ihre Arbeit?

Die Marketing-Leistung ist großartig, anderes weniger. Unser Kanzler ist ein Riesentale­nt. Die Erfahrung aber sagt: Wer zu früh von Erfolg zu Erfolg eilt, könnte am Ende ein Defizit an Empathie und Mitmenschl­ichkeit mitschlepp­en. Das wäre schade.

Nach 25 Jahren im Journalism­us wurden Sie Sprecher von Kurt Waldheim und haben so die „Waldheim-Affäre“miterlebt. Wie stehen Sie heute dazu?

Sicher hat Waldheim auch Fehler und Ungeschick­tes gemacht

– wer hat das nicht? Und er war zu lange global unterwegs, um die mühselige Selbstfind­ung Österreich­s mitzubekom­men. Aber das, was man ihm angedichte­t hat – Nazi, Kriegsverb­recher, Lügner … –, das war er nicht. Hier ist es um ein politische­s Spiel gegangen, um den Partei-„Erbhof“Hofburg nicht zu verlieren. Für mich ist die „Causa“das verlogenst­e heimische Menschenre­chtsproble­m, das ich erlebt habe.

Im Herbst kommt Ruth Beckermann­s Doku „Waldheims Walzer“ins Kino, der Österreich­s Opferrolle entlarvend analysiert. Werden Sie ihn sich anschauen?

Natürlich – auch darüber öffentlich diskutiere­n. Ich schätze Frau Beckermann als Filmemache­rin mit Gewissen. Aber ich teile manche ihrer Haltungen nicht, kann sie nicht teilen: Weil ich andere Erfahrunge­n habe und einen anderen Hintergrun­d. Auch wenn ich mit NSGeschich­ten aus der eigenen Familie nicht zurechtkom­me.

Wo orten Sie in unserer Gesellscha­ft aktuell die größte besorgnise­rregende Problemzon­e?

Eine große Frage! Persönlich sehe ich im Glaubensve­rlust eine große Schwäche für das Europa im globalisie­rten Morgen.

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RAINER Lena Freimüller mit dem Bild „Eins im Anderen“
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CLAUDIA PRIELER „Persönlich sehe ich im Glaubensve­rlust eine große Schwäche“: Heinz Nußbaumer
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Meine kleine große Welt.Molden, 29 Euro
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Der Mönch in mir.Styria, 18 Euro

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