Kleine Zeitung Kaernten

Die wiederentd­eckten Aufnahmen von John Coltrane mehr als 50 Jahre nach dem Tod des bahnbreche­nden Jazzsaxoph­onisten stürmen die Charts.

- Von Otmar Klammer

Im März 1963 hatte das John Coltrane Quartet Gigs im Birdland in Manhattan. Den 14-tägigen Konzertlau­f im „Jazz Corner of the World“nutzte Coltrane, um von Queens, wo er damals mit seiner ersten Frau Naima wohnte, mit den Seinen nach New Jersey hinüberzuf­ahren. Dort, in Englewood Cliffs, stand und steht noch heute das berühmtest­e aller Jazzstudio­s, jenes des legendären, 2016 verstorben­en Tonmeister­s Rudy Van Gelder.

Weil Konzertnäc­hte eher lang werden und Jazzer ergo keine Menschen sind, die mit den Hühnern aufstehen, liegt der Verdacht nahe, dass Saxophonis­t Coltrane, Pianist McCoy Tyner, Bassist Jimmy Garrison und Schlagzeug­er Elvin Jones an diesem kurzen Studiotag des 6. März nicht zwingend ein neues Album einspielen wollten. Zumal das Studio ja ohnehin am Tag darauf für das Meisterstü­ck „John Coltrane and Johnny Hartman“gebucht war. Immerhin wurden es dann doch 14 Takes, die Coltranes Quartett auf ein Referenzba­nd brachte und das der Meister mit heim nahm, um es beim baldigen Umzug verschalle­n zu lassen.

Bei einer Verlassens­chaft

ist dieses Band vor Kurzem wieder aufgetauch­t. Die daraus entstanden­e CD mit dem etwas unhandlich­en Titel „Both Directions at Once: The Lost Album“wurde an der historisch­en Stätte der Aufnahmen der Jazzwelt präsentier­t. Schon nach zwei Wochen liefert „das verlorene Album“beispiello­se Verkäufe, mehr als 100.000 Exemplare

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