Donald Trump rudert nach dem Eklat bei Putin wieder zurück.
Trump hat mit der Bemerkung, er glaube Putin mehr als FBI und CIA, seine Verbündeten empört. Gestern Abend dann der Rückzug: „Ich habe mich versprochen.“
Vor ein paar Monaten versprühte Chris Gagin noch ungebremsten politischen Optimismus. „Es ist eine großartige Zeit, um in Belmont zu leben, ein Geschäft zu eröffnen, eine Familie großzuziehen“, schwärmte der Republikaner bei seiner Bewerbung für einen Landratsposten im Südosten von Ohio. Am Montag klang der 50-Jährige deutlich nüchterner: „Ich trete heute als Vorsitzender der Republikanischen Partei in Belmont County zurück“, erklärte er auf Twitter. „Das ist eine Frage des Gewissens.“
Schon länger hatte sich der Rechtsanwalt über die protektionistische Handelspolitik von Donald Trump geärgert. Der Auftritt des US-Präsidenten in Helsinki brachte das Fass zum Überlaufen. „Der Präsident braucht Parteifunktionäre, die seine Sicht und seine Agenda ganz teilen. Nach dem Auftritt kann ich diese Aufgabe nicht mehr erfüllen“, erklärte der Lokalpolitiker.
Gagin ist nicht der einzige Konservative, der sich über Trumps Kuschelkurs mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin erregt. Trumps lapidare Bemerkung, er glaube Putins Abstreiten einer Einmischung in den US-Wahlkampf mehr als den Erkenntnissen des FBI und der US-Geheimdienste, trat eine Welle der Empörung los. Dutzende TopRepublikaner distanzierten sich von Trump, seine publizistischen Geleitboote, der rechte Sender Fox und die Propagandaseite Breitbart, hatten stundenlang kritische Kommentare auf ihren Webseiten.
In der Republikanischen Partei begehrte die komplette erste Reihe auf. So erklärte sein Ex-Berater Newt Gingrich, der Trump stets verteidigte: „Dies ist der schwerste Fehler seiner Präsidentschaft, und er muss sofort korrigiert werden.“Senator Lindsey Graham, mit dem Trump gerne Golf spielt, bedauerte, die Positionierung des Präsidenten werde „als Zeichen von Schwäche gesehen und wird weit mehr Probleme schaffen als lösen“. Der Mehrheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, sagte: „Russland ist nicht unser Freund.“Andere Politiker beschrieben Trumps Auftreten mit Worten wie „beschämend“, „schändlich“, „verräterisch“, „gefährlich“oder „schwach“.
Abend ruderte Trump zurück. „Lassen Sie mich klar sein: Ich akzeptiere die Schlussfolgerung unserer Geheimdienste.“Trump führte ins Feld, er habe sich bei der Pressekonferenz versprochen. Er wollte sagen, dass er „keinen Grund“sehe, warum es „nicht“Russland sei, das hinter der Wahl-Einmischung stecke. Versehentlich habe er das „nicht“weggelassen.
Es ist ohnehin fraglich, welche Konsequenzen die Entfremdung der Republikaner von Trump hat. Bislang genießt der Präsident große Unterstützung an der Basis, der Opportunismus ist zu einem Markenzeichen der einst prinzipientreuen Partei geworden. Im privaten Gespräch fragen viele republikanische Politiker achselzuckend: „Was sollen wir denn machen?“Tatsächlich haben diverse Anhörungen des Kongresses Trump nicht davon abhalten können, die Erkenntnisse der Geheimdienste zur Wahl-Einmischung zu ignorieren.