„Man muss Gewalt ernst nehmen“
Frauenhilfsorganisationen fordern Prävention und Analyse von Bluttaten. Polizei stoppt gemeinsames Projekt.
Hochrisikofälle werden jedes Jahr mehr“, betont Irma Lechner vom Verein ZÖF (Zusammenschluss Österreichischer Frauenhäuser). Allein in den vier Wiener Frauenhäusern suchten im Vorjahr 624 Frauen Schutz – 107 von ihnen nach Misshandlungen, bei denen Waffen im Spiel waren. „Statistisch gesehen werden in Österreich jährlich 20 bis 25 Frauen durch ihre Partner oder Ex-Partner ermordet“, erklärt Rosa Logar von der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie.
„Morde kommen nicht aus heiterem Himmel“, so Logar. Die Gewalt davor werde aber oft nicht ernst genommen. Gerade die Zusammenarbeit aller Institutionen sei bei der Prävention wichtig.
„Gewaltfrei leben“kritisiert dabei vor allem Exekutive und Justiz. So würde das Angebot der Zusammenarbeit bei der Bewährungshilfe von der Staatsanwaltschaft nicht angenommen, das Innenministerium habe ein gemeinsames Projekt eingestellt. Bei diesem waren Gewaltfälle gegen Frauen bei Konferenzen mit Fachleuten evaluiert worden.
„Es gibt ein ständiges Bemü- hen, den Opferschutz weiterzuentwickeln, das Projekt hat jedoch keinen Mehrwert dargestellt“, erklärt dazu Karoline Edtstadler, Staatssekretärin im Innenministerium. Bei Hochrisikofällen sei unmittelbares Handeln und nicht zeitverzögertes Besprechen von Situationen erforderlich.
Forderungen der Allianz nach mehr Prävention und einer Kommission zur Fallanalyse könnten am Budget scheitern. Derzeit sind zehn Millionen vom Familienministerium veranschlagt. „Wir fordern 210 Millionen“, so Logar. „Die Sicherheit von Frauen muss unserer Gesellschaft etwas wert sein.“