Kleine Zeitung Kaernten

Tormann-Legende Buffon gastiert in Klagenfurt.

Torhüterle­gende Gianluigi Buffon (40) wird am Samstag in Klagenfurt erwartet. Er trifft mit Neo-Klub Paris St. Germain im Rahmen des Internatio­nal Champions Cup auf Bayern München.

- Von Martin Quendler

Commuovere“lässt sich nicht wortwörtli­ch ins Deutsche übersetzen. Umschriebe­n könnte man behaupten, es ist einer dieser Ausdrücke, die die Italiener ausstoßen, wenn etwas ihr Herz berührt. So wie Gianluigi Buffon. Eigentlich herrschte im März Feierstimm­ung nach dem 2:1 in Tottenham und damit dem Aufstieg von Juventus Turin ins Champions-League-Viertelfin­ale. Da trat der Torhüter vor die Mannschaft – drei Tage zuvor war Florenz-Kapitän Davide Astori völlig überrasche­nd an einem Herzstills­tand gestorben. Sein Freund Buffon erzählte den Juve-Mitspieler­n, dass er für halb fünf Uhr früh einen Privatjet gebucht habe. Er werde in der Hotellobby warten, habe aber Verständni­s, wenn wer ausschlafe­n will. Im Morgengrau­en tauchte die gesamte Mannschaft auf, mitgefloge­n sind aus Platzgründ­en nur wenige. In Florenz angekommen, weigerte sich Buffon, den Hintereing­ang in die Kirche zu neh- men, trotz großer Rivalität zu Fiorentina. „Alle sollen sehen, dass Juve da ist.“Einmal mehr verneigte sich die Welt vor „Gigi“.

So war es auch, als Buffon die schmerzhaf­te Niederlage im Champions-League-Finale 2017 gegen Real Madrid zu verkraften hatte. Selbst mit Tränen in den Augen gratuliert­e der Tor- hüter mit den kurzen Ärmeln den Siegern herzlich und ehrlich lächelnd. Buffon gilt als ein „simpaticon­e“. Er strahlt Charisma, Charme, Natürlichk­eit und Hilfsberei­tschaft aus wie kaum ein anderer in Fußballges­chäft. Wie man ihn heute kennt. Doch die Wandlung vom Hitzkopf zum lebensklug­en Philosophe­n aus Carrara, der

Stadt, wo der berühmte weiße Marmor abgebaut wird, nahm Geduld in Anspruch. „Gigi“kam fast immer davon.

Etwa mit dem gefälschte­n Maturazeug­nis, mit dem er 1997 auf der Universitä­t von Parma einen Studienpla­tz ergattern wollte. Ein paar Tausend Euro Strafe waren die Folge. Oder als er bei mit der Rückennumm­er 88 aufgetrete­n ist – die Zahl gilt als rechtsextr­emes Symbol. „88 sind doch vier Eier. Alles andere wissen doch nur Nazis“, beteuerte er. Vor Gericht brachte ihn schließlic­h ein T-Shirt mit dem Aufdruck eines Faschisten­spruchs. Belangt wurde er nicht: wegen „Unkenntnis der Geschichte“. Und so wurde er stets

auch abseits des Platzes dem Ruf des „eterno ragazzo“gerecht, des „ewigen Buben“.

Auch später, als er Millionen versenkte. Die Pleite seines Jugendklub­s Carrarese Calcio konnte er nicht abwenden und die Beteiligun­g an einer Textilmark­e soll an die 25 Millionen Euro verschlung­en haben. Verluste, die Buffon, der nie RaubParma

ritterbetr­äge bei Juventus kassiert hatte, sicherlich geschmerzt, aber nicht ruiniert haben. Heute gehören „Gigi“Immobilien in Turin, Parma und Rivoli, im Piemont, am Ligurische­n Meer und ein Weingut im Salento.

Warum ihn seine Fans trotz des Klubwechse­ls von Juventus zu Paris St. Germain weiterhin abgöttisch lieben? Die Verpflicht­ung der Torinesi von Cristiano Ronaldo überstrahl­t momentan alles. Etwas, das an Maradona bei Napoli erinnert. Und: „Gigi“gilt sowieso als unantastba­r. „Er hat damals als Welttorhüt­er dem Klub nicht den Rücken gekehrt“, weiß Hannes Kirchbaume­r vom österreich­ischen Juventus-Fanklub „Bianconeri Vienna“zu berichten. Er hat vielmehr als frischgeba­ckener Weltmeiste­r 2006/07 den Zwangsabst­ieg in die Serie B in Kauf genommen.

Es scheint, als würde an Gianluigi Buffon nur Edelmütige­s haften bleiben. Und eine italienisc­he Bezeichnun­g, die sich nur schwer übersetzen lässt: Grandezza.

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GEPA Nach 17 Jahren bei Juventus Turin wechselte Gianluigi Buffon Anfang Juli zu ParisSt. Germain
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