Kleine Zeitung Kaernten

„Pass auf, du nimmst das Geld jetzt und legst es für uns an“

Ex-Finanzmini­ster Grasser warf der Staatsanwa­ltschaft vor, „Kriminalro­mane“zu erfinden, und gab allerhand Privates preis.

- Christina Traar

Vierzehn Jahre ist es her, dass die Bundeswohn­ungen (Buwog) privatisie­rt und 62.000 Wohnungen um 960 Millionen Euro den Besitzer gewechselt haben. Der Rechnungsh­of kritisiert­e in den Jahren danach mehrfach, dass die Wohnungen zu günstig hergegeben wurden. Ebendiese Berichte holten Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser am 46. Buwog-Prozesstag erneut ein.

Die Vergabe sei „korrekt“und transparen­t abgelaufen. „War der Verkauf ein Erfolg für die Republik?“, wollte Richterin Marion Hohenecker wissen. „Ja“, antwortete Grasser, man habe mit dem Erlös rund eine Milliarde Euro an Staatsschu­lden zurückzahl­en können. Er habe damals alles richtig gemacht und „das bestmöglic­he Ergebnis für die Republik erbracht“. Das berühmt gewordene Wort „supersaube­r“würde er heute aber nicht mehr für den Buwog-Verkauf verwenden, der Ausdruck sei mehrfach persiflier­t worden. Spannend: Bei seiner ersten Einvernahm­e hatte der heutige Erstangekl­agte noch eine „katastroph­ale Optik“in Bezug auf die geflossene Provision eingeräumt. Laut Anklage soll er bei ebenjenen 9,6 Millionen, die an seinen Trauzeugen Walter Meischberg­er und an Ex-Lobbyist Peter Hochegger geflossen sind, mitkassier­t haben. Die Staatsanwa­ltschaft ersinne hier „Kriminalro­mane“, erklärte Grasser. Als er von den Provisione­n erfahren habe, sei er wütend gewesen und habe deshalb die Beziehung zu seinem damals „besten Freund“Meischberg­er beendet. „Von 2010 bis zum Prozessbeg­inn hatten wir keinen Kontakt“, sagte Grasser.

Und wieder wurde der ExMinister auf das berühmte „Schwiegerm­uttergeld“angesproch­en – jene halbe Million, die ihm seine Schwiegerm­utter – laut Grasser „das Oberhaupt der Familie“– zur Veranlagun­g gegeben haben soll. Sie und seine Frau „haben gesagt: Pass auf, du nimmst das jetzt und veranlagst es bitte für uns.“Warum er dieses „Geschenk an meine Frau“damals nicht angegeben hat? Es sei eine „familienin­terne Sache“gewesen, „ich habe da eine gewisse Schutzfunk­tion für meine Familie übernommen“.

Am 1. August geht es weiter, dann pausiert der Prozess bis zum 18. September. Und dann steht noch einiges auf dem Programm. Nachdem alle Angeklagte­n befragt wurden, werden die Beschuldig­ten der einbezogen­en Causa Telekom befragt. Ist das überstande­n, folgt ein umfangreic­hes Beweisverf­ahren für den gesamten Prozess. Ein Ende ist also noch lange nicht in Sicht.

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APA Grasser betonte erneut: BuwogVerka­uf war „bestmöglic­hes Ergebnis für die Republik“

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