Ehefrau wollte Mann nicht allein zurücklassen
Prozess um Messerangriff vertagt: Geschworene fordern neuen Gutachter.
Das ist kein klassisches Kapitalverbrechen, sondern eine Familientragödie“, sagte Verteidiger Alexander Todor-Kostic gestern am Landesgericht Klagenfurt. Seine Mandantin, eine 77-jährige Moosburgerin, ist geständig, im Jänner mit einem Küchenmesser auf den schlafenden Ehemann eingestochen und ihn verletzt zu haben. Die Betroffene leide seit Jahrzehnten an wahnhaften Störungen und war nicht zurechnungsfähig, so der Gutachter. Staatsanwältin Sandra Agnoli plädierte auf Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Seit 53 Jahren ist das Paar verheiratet und habe eine gute Ehe geführt, sagte die Kärntnerin zu den Geschworenen und Richter Christian LiebhauserKarl. Die Frau habe sich seit 30 Jahren von der Nachbarsfamilie provoziert und verspottet ge- fühlt. Dazu kamen körperliche Gebrechen und Zukunftssorgen, weshalb sie mit ihrem Mann in ein Altersheim ziehen wollte. Als er nicht zustimmte, beschloss sie, erst ihn und dann sich selbst zu töten. Auf die Frage, warum sie nicht alleine in ein Heim ging, sagte sie weinend: „Ich wollte ihn nicht zurücklassen, wollte dass wir zusammen aus dem Leben scheiden. Dann wären alle Probleme gelöst.“Also verfasste sie einen Abschiedsbrief, in dem sie als Motiv die Nachbarn nannte und attackierte ihren Mann, der sich aber wehrte. Als sie von ihm abließ, legte er sich blutend wieder ins Bett. Erst am nächsten Abend rief sie ihre Nichte an, die Hilfe holte. Laut Mediziner wurde der Gatte, der sich wie die Nichte der Aussage entschlug, nur leicht verletzt.
Der Prozess wurde vertagt, da die Geschworenen ein zweites psychiatrisches Gutachten fordern.