Das Feuerwerk in den Alpen forderte Opfer
Spitzenreiter Geraint Thomas siegte in Alpe d’Huez. Auf der harten zwölften Etappe kam es zu einem weiteren Sprintersterben.
Es gebe freilich Berge, die genau so schwierig sind, wie der Anstieg nach Alpe d’Huez, sagt Marco Haller. „Aber die Stimmung ist da einfach einzigartig.“Die 21 Kehren des Teufels hinauf zur Bergankunft der zwölften Etappe der Tour de France waren gesäumt von Tausenden Fans und oben jubelte der Gesamtführende Geraint Thomas (Sky). Vor dem Schlussanstieg mussten mit dem Col de la Madeleine, Lacets de Montvernier und dem Col de la Croix de Fer drei Berge überwunden werden und die Favoriten belauerten sich hinter dem ausgebüchsten Steven Kruijswijk bis zum Anstieg.
Dort wurde das Tempo angezogen. Sky-Kapitän Chris Froome spulte mit den Kollegen wider aller Buh-Rufe und Anfeindungen in einem Höllentempo die Haarnadeln hinauf. Die Spitzenfahrer litten und einer nach dem andern brach ein. Nairo Quintana „explodierte“, Vincenzo Nibali stürzte und plötzlich waren neben den SkyFahrern Froome und Thomas nur noch Tom Dumoulin, Mikel Landa und Romain Bardet übrig. Attacken und Konterattacken und gegenseitiges Belauern sorgten für ein Herzschlagfinale mit einem Sprintsieg des Walisers. „Die Etappen in den Alpen sind als Zuseher auch ein Genuss. Aber kommendes Jahr
möchte ich wieder auf der anderen Seite des Zauns sein, sagt der Klagenfurter Sprinter, der nach einem offenen Bruch der Kniescheibe am Comeback bastelt. „Die Schmerzen halten sich in Grenzen.“
von Roubaix (u. a. Richie Port) haben auch die Alpen Opfer gefordert. Mit Marcel Kittel (14 Tour-Etappensiege), Mark Renshaw und Mark Cavendish (30 Etappensiege) schafften es drei Sprinter am Vortag nicht in der Karenzzeit ins Ziel. Auf der dritten Alpenetappe eskalierte es unter den Amtskollegen von Haller schon vor dem Zielstrich: Dylan Groenewegen (Sieger der 7. und 8. Etappe), Andre Greipel und Fernando Gaviria (Sieger der 1. und 4. Etappe) gaben auf und auch Tony Gallopin stieg ab. Weltmeister Peter Sagan, der Träger des Grünen Trikots, hat das Ausscheidungsrennen in den Alpen überstanden und alle Karten in der Hand, in Paris zum sechsten Mal als bester Sprinter gekrönt zu werden.
„Die Etappen sind für alle schwer – quer durch die Bank“, sagt Haller, „es gab vor den Alpen auch keine Etappen zum Einrollen und auch auf den einzelnen Teilstücken ist es nicht flach losgegangen, sondern immer gleich richtig hart.“Heute sind die Sprinter und Fluchtgruppen am Zug, wenn nach 169 Kilometern in Valence ein flaches Finale steigt. Richtig steil wird es am Dienstag, wenn sich die Pyrenäen aufrichten.
Gute Nachrichten gibt es aber auch: Bernhard Eisel (als Experte bei Eurosport UK zu Gast) könnte bald bei Kriterien wieder ins Renngeschehen starten.