Israel hilft Syrern in der Not
Im Westen werden Weißhelme als Helden gefeiert, beim Regime in Syrien sind sie jedoch verhasst.
In einer dramatischen Rettungsaktion hat Israel in der Nacht zu Sonntag rund hundert Weißhelme zusammen mit 320 Familienangehörigen aus dem syrischen Grenzgebiet und anschließend von den Golanhöhen aus mit Bussen nach Jordanien gebracht. Ursprünglich geplant war die Aufnahme von 800 Personen. Wie der jordanische Außenminister Ayman alSafadi jedoch mitteilte, kamen bisher lediglich 422 auf jordanischem Territorium an. Sie sollen in den kommenden drei Monaten nach Deutschland, Kanada und Großbritannien umgesiedelt werden.
Man habe auf Bitten der USA, Kanadas und der EU gehandelt, erklärte die israelische Armee und nannte die Aktion „eine ausnahmsweise erfolgte humanitäre Geste“. Nach Angaben des Weißhelm-Chefs Raed Saleh waren die Mitglieder seiner Organisation von heranrückenden russischen und syrischen Truppen nahezu umzingelt.
Nach Darstellung israelischer Sicherheitskreise wurden die Weißhelme und ihre Familien über geheime Kanäle zu zwei auf der syrischen Seite dirigiert, der eine auf den nördlichen Golanhöhen nahe Kuneitra, der andere auf den südlichen Golanhöhen nahe dem Dreiländereck Syrien, Israel und Jordanien, welches sich strichweise noch in der Hand der Terrormiliz IS befindet. Dort sollten sich die Flüchtlinge am Samstagabend einfinden, am besten zu Fuß, um kein Aufsehen zu erregen. Gegen 23 Uhr öffnete Israel seine Grenztore. Nach Angaben des britischen TV-Senders BBC jedoch gelang es der zweiten Gruppe aus dem IS-Gebiet im ersten Anlauf nicht, sich in Sicherheit zu bringen. Ihr Schicksal blieb den ganzen Sonntag über unklar.
Die über Kuneitra eingelassene Gruppe dagegen fuhr im Buskonvoi und unter strenger Bewachung ohne Zwischenstopp zum nördlichen Übergang Sheikh Hussein zwischen Israel und Jordanien, wo die Evakuierten von Vertretern des haschemitischen Königreiches in Empfang genommen und zu einer speziell abgeschirmten Unterkunft gebracht wurden.
läuft die Großoffensive des Damaskus-Regimes und seiner russischen und iranischen Verbündeten gegen die südliche Rebellenenklave von Dar‘a¯ und Kuneitra. Nach heftigen Bombenangriffen stimmten in den vergangenen beiden Wochen nahezu alle Rebellenkommandeure einer Übergabe ihrer schweren Waffen und einer kampflosen Kapitulation zu. Einige Tausend Bewaffnete wurSammelpunkten
den mit ihren Familien in die letzte noch verbliebene Rebellenenklave im Norden, der Provinz Idlib, transportiert. Für die meisten kommunalen Aktivisten und zivilen Assad-Gegner im Süden dagegen gibt es kein Entrinnen vor den Schergen des Diktators, da Jordanien und Israel ihre Grenzen für syrische Flüchtlinge komplett abgeriegelt halten.
Die Weißhelme wurden 2013 gegründet und von westlichen Geldgebern für ihre Rettungsarbeit geschult, finanziert und ausgerüstet. Die etwa 3000 Mitarbeiter der Organisation, die in der Regel ein kleines Gehalt bekommen, haben nach syrischen oder russischen Luftangriffen Abertausende verschüttete Frauen, Männer und Kinder aus den Trümmern geborgen.
Mindestens 200 Weißhelme verloren bei den Einsätzen an Orten wie Aleppo, Homs, OstGhuta und Dar‘a¯ ihr Leben, 600 wurden verletzt. Mehrfach griffen russische Jets gezielt Stützpunkte der Weißhelme an, um deren Mitglieder zu töten und deren Ausrüstung zu zerstören.
Seit Jahren läuft eine von Russland gesteuerte Hetzkampagne im Internet gegen die freiwilligen Ersthelfer, die 2016 für „ihren außergewöhnlichen Mut, ihr Mitgefühl und ihren humanitären Einsatz“mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Der von Netflix produzierte Kurzfilm „Die Weißhelme“erhielt 2017 einen Oscar. „Die letzten Männer von Aleppo“, ein zweiter Film über die Retter, war 2018 für den Oscar nominiert.