Vettels Fluch hält weiter an
In Führung liegend rutschte Sebastian Vettel in Hockenheim ins Kiesbett. Lewis Hamilton erbte den Sieg. Vom 14. Startplatz.
Es soll einfach nicht sein: Da führte Sebastian Vettel in Hockenheim, im ausverkauften Motodrom vor 70.000 Zuschauern, bis zur 50. Runde. Doch dann folgte einem Aufschrei des Entsetzens der Vettel-Fans auf den Tribünen plötzliche Stille – und höchstens noch der Jubel der Mercedesoder der holländischen VerstappenAnhänger war zu hören. In der Sachskurve war Vettel bei einsetzendem Regen von der Strecke gerutscht und in die Reifenstapel eingeschlagen. Fast verzweifelt trommelte er auf sein Lenkrad ein, nach einigen Flüchen entschuldigte er sich bei seinem Team: „Sorry Jungs!“Es sei gar kein so großer Fehler gewesen, „aber eben einer mit riesigen Konsequenzen. Einer dieser Momente, die passieren. Es war mein Fehler, deswegen habe ich mich beim Team entschuldigt. Ich hatte es in der Hand – dann ein kleiner Fehler und eine riesige Enttäuschung.“
Vorher hatte er sich schon einmal über die Ferrari-Crew geärgert: Dadurch, dass man ihn mit dem ersten Reifensatz wesentlich länger draußen gelassen hatte als Kimi Räikkönen, für den offensichtlich eher eine Zweistopp-Strategie vorgesehen war. Als er dann auf seinen Teamkollegen auflief, fühlte er sich von diesem deutlich aufgehalten, wollte aber natürlich auch kein Gewaltmanöver riskieren müssen.
Nachdem er sich schon mehrfach vorsichtig beschwert hatte, wurde er irgendwann sehr deutlich: „Das ist doch dämlich, ich mache mir hinter ihm meine Reifen kaputt, dabei könnte ich eine Sekunde schneller fahren.“Es dauerte trotzdem eine Weile, bis Räikkönen aufgefordert wurde, ihn vorbeizulassen – Vettel versuchte danach, einen größeren Abstand herauszufahren, riss sich dabei auch auf einem Randstein einen kleinen Teil des Frontflügels ab – nicht ausgeschlossen, dass der dadurch verlorene Anpressdruck bei dem späteren Abflug eine gewisse Rolle spielte ...
So feierte Mercedes einen völlig unerwarteten Doppelsieg mit Lewis Hamilton vor Valtteri Bottas – und der am Samstag noch komplett am Boden zerstörte Weltmeister setzte sich in der WM-Wertung mit 17 Punkten Vorsprung vor Vettel an die Spitze. Im Qualifying hatte der Brite nach einem Hydraulikdefekt im Qualifying nicht
weiterfahren können, hatte geunkt, hier könne er vom 14. Startplatz aus nicht viel ausrichten, man könne in Hockenheim nicht überholen. „Aber man muss trotzdem immer daran glauben, auch wenn es noch so unwahrscheinlich ist“, betonte er dann nach dem Triumph, bevor er die sehr emotionalen Glückwünsche des Mer- cedes-Aufsichtsrats-Vorsitzenden Dr. Dieter Zetsche entgegennahm – und bevor die anschließende Siegerehrung in einem heftigen Gewitter unterging. „Ich glaube, so ein Rennen hatte ich noch nie ...“
Max Verstappen wurde am Ende vor seinen vielen holländischen Fans Vierter hinter Kimi Räikönnen. Das einsetmehr zende Wetterchaos, mit abwechselnd mehr oder weniger starkem Regen, auf den die Teams mit unterschiedlichen Strategien reagierten. Verstappen wechselte schon früh auf Intermediates, zur früh. Denn er holte sich dann gleich doch wieder die Slicks ab. Daniel Ricciardo musste sein Auto abstellen (Leistungsverlust).