Bei Fiat Chrysler endet eine Ära
Firmenchef Sergio Marchionne nach Wochen im Koma verstorben.
Als Sergio Marchionne (66) 2004 sein Büro in Turin bezog, kannte ihn kaum jemand. Der letzte Patriarch der Dynastie der Fiat-Eigentümerfamilie Agnelli, Umberto Agnelli, war gerade erst verstorben. Der Konzern befand sich am Rande des Abgrunds und verlor täglich Millionen. Marchionne, der mit 14 Jahren nach Kanada ausgewanderte Sohn eines Carabiniere aus der Abruzzen-Region, stand als neuer Fiat-Chef vor einem Scherbenhaufen.
Das sollte sich aber schnell ändern. Marchionne krempelte den maroden Autobauer zu einem Weltkonzern um. Als Chef war er geschätzt und gefürchtet. 14 Jahre lang saß er am Steuer des italienischen Konzerns. Nach unerwarteten Komplikationen bei einer Operation in Zürich lag der Fiat-Chrysler-Chef drei Wochen lang im Koma. Gestern teilte Fiat mit, dass Marchionne verstorben sei.
Der Spitzenmanager galt als Visionär, aber auch harter Verhandlungspartner für Gewerkschaften und in der Formel 1. Als Ferrari-Präsident hatte Marchionne in der Formel 1 den Ruf, kompromisslos zu sein. Allerdings war auch er es, der den Rennstall wieder in die Spur brachte.
2014 hatte Marchionne, der für seine markigen Sprüche bekannt war, die Übernahme des ebenfalls schwer angeschlagenen US-Rivalen Chrysler abgeschlossen. Seit der Fusion der Autobauer stieg der Wert der Aktie um fast 350 Prozent.
Marchionne wollte sich eigentlich 2019 von dem Posten bei Fiat verabschieden. Rückzugspläne bei der Tochter Ferrari waren aber nicht bekannt. An der Spitze von Fiat steht nun der Chef der US-Geländewagen-Tochter Jeep, Mike Manley. Neuer Ferrari-Chef wurde Louis Camilleri. Nach Marchionnes Tod wurden die Umsatzprognosen gestern nach unten revidiert, die Aktien wegen Kursverlusten vorübergehend vom Börsenhandel ausgesetzt. Fiat Chrysler hat im ersten Halbjahr 56 Milliarden Euro umgesetzt, der Nettogewinn sank auf 1,8 Milliarden Euro. 2,5 Millionen Fahrzeuge wurden verkauft.