Eine „Salome“ganz ohne Herumgehupfe
Die Premiere der „Salome“am Samstag gilt als früher Höhepunkt der Salzburger Festspiele. Der ORF überträgt live zeitversetzt.
Schon als junger Dirigent, erzählt Franz Welser-Möst in einer Probenpause, begeisterten ihn Richard Strauss’ „Klangräusche“in der „Salome“: „Es ist faszinierend, welcher Wurf ihm mit diesem Werk gelungen ist.“Begeistert ist der Dirigent auch von der Arbeit mit der Sängerin der Titelpartie Asmik Grigorian: „Wenn sie bei der Premiere das bringt, was sie bei den Proben gebracht hat, verspreche ich: Das wird eine Sensation!“
Mit „Salome“-Regisseur Romeo Castellucci war die Zusammenarbeit harmonisch: „Als Dirigent, der am Szenischen interessiert ist, bevorzuge ich Regisseure, die wie Sparringpartner sind.“Castellucci überzeuge mit subtilen Bildern, etwa beim Tanz der sieben Schleier: „Ganz im Sinne von Richard Strauss soll die Szene generell sehr reduziert sein, erleben wir doch die Vornehmheit einer orientalischen Prinzessin, die zum Opfer wird. Da darf es kein wildes Herumgehupfe geben. Bei dieser wahnsinnig raffinierten Musik kann durch Übertreibungen leicht etwas auf der Strecke bleiben.“
Dass er beim Dirigieren auch nur einen Gedanken an die TVKameras bei der Premiere verschwendet, verneint WelserMöst: „Alles, was da zu klären ist, klären wir im Vorfeld, damit Licht und Tonqualität perfekt ausbalanciert sind.“
Keine ganz leichte Aufgabe für TV-Bildregisseur Henning Kasten – für ihn ist die TVLive-Übertragung „ein Spagat zwischen dem Zeigen des Bildes und der Konzentration auf die Interpreten“. Zumal bei der „Salome“auch die Dunkelheit eine Rolle spielt: „Wenn ein Regisseur wie Romeo Castellucci manches diffus anlegt, wird es bei uns schwarz. Das macht die Lichtkonzeption zu einer ungemein komplexen Sache.“Ludwig Heinrich
Salome. Zeitversetzte Live-Übertragung der Premiere. ORF 2, 28. Juli, 21.55 Uhr.