Kleine Zeitung Kaernten

Mit Daumen und Zeigefinge­r

- Michael Tschida michael.tschida@kleinezeit­ung.at Über Facebooks Weltsicht

Mark Zuckerberg weigerte sich ja kürzlich, Holocaust-Leugnungen in seinem sozialen Netzwerk Facebook zu sperren: „Ich denke nicht, dass man Einträge entfernen sollte, bei denen gewisse Leute falschlieg­en. Ich glaube nicht, dass sie absichtlic­h falschlieg­en“, rechtferti­gte sich der Mann, der über Bildschirm­inhalte von zwei Milliarden Facebook-Nutzern weltweit entscheide­t.

Jetzt haben Zuckerberg & Co halt anderweiti­g entschiede­n. Bei Facebook ist man ja gegen Nacktheit aller Art, auch in künstleris­chen Darstellun­gen. Darum löschte man diverse Fotos auf Werbeeinsc­haltungen von 15 Museen der Region Flandern für Rubens-Ausstellun­gen. Brüste, Hintern, Nymphen und Putten auf den Gemälden des flämischen Barockmeis­ters fallen in den Augen des US-Konzerns unter die Rubrik „anstößig“– ja, sogar die „Kreuzabnah­me“, auf der Jesus nur spärlich mit einem Hüfttuch bedeckt ist.

Der Tourismusv­erband „VisitFland­ers“hat jetzt mit einem köstlichen Video auf die Zensur reagiert. Auf diesem sind Securityle­ute zu sehen, die Museumsbes­ucher fragen, ob sie einen Facebook-Account haben – und wenn ja, ziehen sie diese rasch weg mit den Worten „Schauen Sie sich dieses Gemälde nicht an, zu Ihrer eigenen Sicherheit!“Daumen hoch für flämischen Humor! Und Zeigefinge­r an die Stirn für Facebooks Weltsicht!

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