Jetzt braucht es einen Sturmlauf
Der SK Sturm unterlag bei Ajax Amsterdam mit 0:2. Im Rückspiel am Mittwoch in Graz muss eine Aufholjagd gestartet werden.
Der SK Sturm muss um den weiteren Verbleib in der Qualifikation zur Champions League bangen. Die Grazer unterlagen im Hinspiel der zweiten Quali-Runde bei Ajax Amsterdam mit 0:2 (0:1) und müssen im Rückspiel, das am kommenden Mittwoch um 20.30 Uhr in Graz stattfinden wird, eine Aufholjagd starten. „Ajax hat verdient gewonnen. Wir haben das Glück diesmal nicht erzwungen“, analysierte Günter Kreissl, Sturms Geschäftsführer Sport.
Vor der Partie in der mit 53.000 Zusehern (davon 2000 Sturm-Fans) nahezu ausverkauften Johan-Cruyff-Arena wurde es mucksmäuschenstill. Eine Trauerminute für den vor Kurzem verstorbenen Heinz Schilcher, der für beide Klubs gespielt hatte und auch SturmManager gewesen war, wurde abgehalten.
Danach ging es los. 2527 Tage nach der bislang letzten Champions-League-Qualifikationspartie im Jahr 2011 (0:2 gegen BATE Borissow) durfte Sturm zumindest schnuppern, wie es sich in der Königsklasse anfühlen könnte. Trainer Heiko Vogel nahm im Vergleich zum 2:0Cupsieg gegen Siegendorf vier Änderungen vor. Für Markus Pink, Philipp Hosiner, Sandi Lovric und Raphael Obermair kamen Emeka Eze (Europacuppremiere wie auch Anastasios Avlonitis), Lukas Grozurek (Pflichtspieldebüt für Sturm), Markus Lackner und Fabian Koch neu ins Spiel. Vogel ließ eine 5-4-1-Formation spielen, um die Flügel gegen die in diesem Bereich traditionell bärenstarken Niederländer zu verstärken.
Dies gelang anfangs auch gut. Defensiv standen die Grazer stabil, ließen den EuropaLeague-Finalisten kombinieren, ohne durch Torchancen in Bedrängnis zu kommen. Auch in der Offensive machten es die Steirer besser: Lackner mit einem Kopfball, der über das Tor
ging. Ajax kombinierte gefällig weiter, fand aber kein Rezept gegen die gut besetzten Flügel. So versuchten die Hausherren, mit Kurzpassspiel durch die Mitte zu kommen. In der 15. Minute ließ Hakim Ziyech Dario Maresic aussteigen und feuerte aus rund 20 Metern den ersten Torschuss auf den Sturm-Kasten ab. Zum Leidwesen des österreichischen Vizemeisters erfolgreich. Torhüter Jörg Siebenhandl sah enorm unglücklich aus. An diesem Gegentreffer hatte die Vogel-Elf zu knabbern. Huntelaar traf aber kurz darauf nur die Stange (25.).
Nach der Pause – Vogel („Bei uns hat einiges nicht gestimmt. So etwas bin ich nicht gewohnt von meiner Mannschaft“) wurde immens laut in der Kabine – stellte Sturm das System um, agierte etwas offensiver. Aber zuerst war wieder Ajax in Form von Klaas-Jan Huntelaar am Zug, der mit dem Kopf Siebenhandl prüfte. Sturms Schlussmann wehrte bravourös ab (48.). Kurze Zeit später kam es zu einer Schlüsselszene. Für Sturm, wo Filipe Ferreira für Lovric Platz gemacht hatte, verfehlte Koch nach einem mustergülti- gen Konter knapp das Gehäuse. Es hätte Elfmeter geben müssen, da Koch gefoult wurde.
Praktisch im Gegenzug entschied Schiedsrichter Alejandro Hernandez auf Strafstoß für die Gastgeber. Mehr als fragwürdig: Avlonitis soll seinen Gegenspieler gefoult haben. Bitter: Siebenhandl machte seinen Fehler wieder gut, hielt den Elfmeter von Lasse Schöne. Unglücklicherweise prallte der Ball genau vor die Beine des Schützen, der zum 2:0 abstaubte. Es sollte nicht der große Tag des SK Sturm sein, den die Mannschaft mit dem derzeitigen Leistungspotenzial braucht, um ein internationales Klasseteam wie Ajax zu biegen. Die Niederländer kamen durch Huntelaar noch zu guten Chancen, die Siebenhandl allesamt entschärfen konnte. So blieb es beim 2:0 für Ajax. „Das war ein kleiner Denkzettel. Das Spiel hat gezeigt, dass ich noch mehr machen muss“, sagte Siebenhandl. Auch Lukas Spendlhofer zeigte sich selbstkritisch: „So viele Fehler werden auf diesem Niveau sofort bestraft. Uns haben heute die Eier in der Hose gefehlt.“Kapitän Hierländer meinte: „Unsere Fans waren heute Champions-League-reif. Schade, dass wir es noch nicht waren. Mit dem Publikum ist aber im Rückspiel alles möglich.“