Trumps Dompteur
Zur überraschenden Einigung im Handelsstreit.
Na also, es geht ja doch! Die krisengebeutelte EU vermag auch auf der großen Weltbühne zu bestehen. Dazu müssen die Europäer nur einmal Zwist und Hader hintanstellen und zusammenhalten. Dann lässt sich sogar ein Handelskrieg abwenden, den viele für so sicher wie das Amen im Gebet kommen sahen. Doch statt über Strafzölle spricht man beidseits des Atlantiks nun plötzlich über den Abbau von Handelshemmnissen. Wer hätte sich das gedacht?
Sicher, vieles an der Washingtoner Einigung ist vage. Aber für den Mann, der das Unmögliche schaffte, für Jean-Claude Juncker muss die spektakuläre Wende eine Genugtuung sein. Gegner wie Freunde hatten den Kommissionschef abgeschrieben. Aber mit der ihm eigenen Mischung aus Schulterklopferei, Gewieftheit und der Sojabohne als Wunderwaffe im Trolley gelang es dem Haudegen aus Luxemburg, den Irrwisch im Weißen Haus vorläufig zu bändigen. ieses Meisterstück an Dompteurskunst ist es letztlich, was Juncker von Figuren wie dem blauen EUMandatar Harald Vilimsky unterscheidet. Während der eine nach Lösungen sucht, lebt der andere vom Krawall, vom Tabubruch und der persönlichen Diffamierung.
Als politisches Geschäftsmodell mag das in Europa derzeit Zukunft haben. Im Umgang mit Affektpolitikern wie Trump bringt Gekläff die EU aber um keinen Millimeter weiter. Da ist die Schläue eines alten Fuchses wie Juncker dann halt doch unverzichtbar.
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