Ein Benzinbruder setzt auf Blümchen
Der Ex-Rennfahrer will Gmundner Keramik neuen Antrieb verleihen.
Von hinten aufgerollt hatte er das gesamte Starterfeld an jenem Junitag im Jahr 2009. Auf Rennstrecken war Markus Friesacher da schon nicht mehr unterwegs, dafür startete er umso rasanter ins Tankstellengeschäft. Der ehemalige Fahrer in der Formel 3 hatte in Salzburg Diskont-Tankstellen neben Hofer-Filialen eröffnet: kein Service, dafür billiges Benzin. Die Konkurrenz versuchte, mit noch tieferen Preisen aufzuschließen, und verschaffte Friesacher, der in seiner aktiven Karriere nie auf dem Siegerpodest gestanden war, einen PR-Sieg. Vielleicht ein Zeichen dafür, wie geschickt der heute 43-Jährige in etablierten Geschäftsfeldern zu manövrieren weiß. Später verkaufte er die Hofer-Tankstellen an die OMV und wurde deren Senior Vice President.
Nun versucht der zweifache Familienvater und Sprössling einer Salzburger Unternehmerfamilie sein Geschick in einem noch viel älteren Gewerbe.
Die 1492 erstmals urkundlich erwähnte Gmundner Keramik wird Teil von Friesachers MF-Gruppe.
Wie viel der Salzburger für das Traditionsunternehmen hingeblättert hat, wird nicht verraten. Es ist ein Geschäft unter alten Freunden. Der bisherige Eigentümer Maximilian Graf von Moy ist mit Friesacher zusammen in Anif aufgewachsen: „Ich kenne keinen, der besser vernetzt ist als Markus Friesacher“, sagt Moy über seinen Nachfolger. Der übernimmt ein Unternehmen mit einer genauso wechselhaften wie langen Geschichte. Seit 2014 schreibt der Produzent des Blümchengeschirrs wieder Gewinne und ist Europas größte Keramikmanufaktur. Friesacher muss nun zeigen, ob er aus der Pole-Position genauso gut starten kann wie von den hinteren Plätzen.