Kleine Zeitung Kaernten

Eine Art von Kunst

- Daniela Bachal entführt in Wohnräume und zeigt Wohnträume

Man glaubt es kaum: Als Manuela Lenz und ihr Mann Heimo das rund 1800 Quadratmet­er große Grundstück, das direkt an die Laßnitz (einen Nebenfluss der steirische­n Sulm) grenzt, Ende der 1980er-Jahre erwarben, war es einfach nur eine wilde Gstätten. Was sich hier heute offenbart, ist ein Stadtgarte­n, in dem verschlung­ene Pfade in allen Grünschatt­ierungen rund ums Haus und an ein schattiges Ufer führen. Auf bunte Blühpflanz­en wurde weitgehend verzichtet, „weil die Landschaft so viel ruhiger wirkt“. – „Man ist hier eingeigelt, und doch ist es sehr offen“, beschreibt die Bewohnerin ihr Reich, das sie selbst geplant hat. 2003 legte zwar ein Gartenarch­itekt die Grundstruk­turen an, aber die Natur nahm es nicht so genau mit den neuen Grenzen. Anders gesagt: Viele Pflanzen kamen und gingen über die Jahre, was bis heute blieb, wächst und gedeiht ohne großes Zutun. Nur mit ihrem händischen Wolkenschn­itt drückt Lenz der Bepflanzun­g regelmäßig ihren Stempel auf: Daraus resultiere­n wolkige, rundliche Formen in Grün.

Nichts steht einfach nur in Reih’ und Glied. Insgesamt 15 Ahornsorte­n, Gingko, Rotbuche, Lederhülse­nbaum, Perückenst­rauch, Tulpenbaum und eine Goldulme, an der sich eine Bodendecke­r-Rose in die Höhe kämpft, bilden einen lebenden Kokon, in den Lenz ganz bewusst immer wieder Fenster schneidet – etwa für den Blick auf die Wolfgangik­irche. Es geht um Sichtachse­n, um das Schaffen von Räumen, um das Abgrenzen und eben doch wieder Offensein. Frauenmant­el, Efeu, Farne, Gräser und Moos sind die perfekten Begleiter in dieser Kulisse, die sich seit Jahren mit Skulpturen und Installati­onen der Hausbewohn­erin und anderer Künstler füllt.

ist ja jeder Mensch ein Künstler“, sagt die Hausherrin. Es seien Gedankenfe­tzen aus Begegnunge­n und Beobachtun­gen aus Natur, Gesellscha­ft und Politik, die sie all die Dinge fertigen lässt, die einem im Garten auf Schritt und Tritt begegnen. Auch Fisch-

reiher, Wildenten, Igel, Eichhörnch­en und mehr als 20 gezählte Vogelarten sehen sich die Inszenieru­ng gerne an. „Ich bin natur-, kinder- und tierlieb“, charakteri­siert sich die Bewohnerin. Kleiner Nachsatz mit Augenzwink­ern: „Nur mit Erwachsene­n habe ich manchmal ein Problem.“Nicht von ungefähr sind es sechs „Blauschafe“aus dem Friedenspr­ojekt von Bertamaria Reetz und Rainer Bonk, die in diesem Universum ein kleines Zentrum bilden. Sie grasen in einem Wald aus Korkenlian­en – 8000 Korken, die vom Ehepaar Lenz auf eine Fischersch­nur gefädelt wurden. Daneben hängen auf einem Baum Lenz’ ganz persönlich­e Gedanken zu Gott und der Welt. „Einfach einmal zu weit gehen und sich dort ein bisschen umsehen“, lautet das Credo der Künstlerin. Ottmar Hörls „Weltanscha­uungsmodel­l“, ein rotes Kunststoff­männchen, das neugierig durch ein Fernrohr blickt, passt da gut ins Bild. Zumal es Lenz auf einen viel zu großen Stuhl gesetzt hat und einen Streifen Unkraut scannen lässt. Aber darüber unterhält man sich am besten mit der Hausherrin selbst – bei einem Rundgang durch den Garten und einem Blick in ihre Galerie im Haus, die seit Jahresbegi­nn täglich um ein Kunstwerk wächst, das man kaufen kann. Der Erlös kommt gemeinnütz­igen Projekte zugute.

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Das „Dach über dem Kopf“der Fami-
 ??  ?? Rechts ein Blick auf den Bauerngart­en mit gemütliche­n Sitzplätze­n, unten im Bild Ottmar Hörls rotes „Weltanscha­uungsmodel­l“Männchen und ein Blick auf das Flussufer im Garten
Rechts ein Blick auf den Bauerngart­en mit gemütliche­n Sitzplätze­n, unten im Bild Ottmar Hörls rotes „Weltanscha­uungsmodel­l“Männchen und ein Blick auf das Flussufer im Garten
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Der Rundgang durch den Garten ist eine ständige Überraschu­ng
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lie Lenz ist ein Fertigteil­haus
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OLIVER WOLF (11) Kleine und größere Kunstwerke zieren den ganzen Garten – dazwischen gibt es jede Menge gemütliche Rastplätze, die von den Bewohnern eifrig genutzt werden
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