„Pegel stiegschockierend schnell“
Hochwasser, Schlamm und Muren: Verwüstung herrscht nach den schweren Unwettern in Tirol und Vorarlberg. Die Betroffenen sollen Geld aus Katastrophenfonds erhalten.
Die Aufräumarbeiten liefen gestern immer noch auf Hochtouren. Starkregen und Murenabgänge hatten das Arlberggebiet am Mittwochabend getroffen. Besonders schlimm erwischt wurden Pettneu am Arlberg und die Ortschaft Schnann.
Die Unwetter waren gegen 18.30 Uhr über den Bezirk Landeck gefegt. Innerhalb kurzer Zeit stiegen die Pegel der Bäche an. Selbst ein rund 60.000 Kubikliter fassendes Geschiebebecken in Pettneu füllte sich innerhalb kurzer Zeit und ging über. „Es war schockierend, wie schnell die Pegel stiegen“, wird Pettneus Bürgermeister Manfred Matt vom ORF Tirol zitiert. Ein Murenabgang und Schlammlawinen führten zu Vermurungen und Verklausungen. Zudem rutschten Baumstämme und Geröll in den Fluss Rosanna.
Laut einer Schätzung der Zamg (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) fielen im Bereich Pettneu innerhalb kurzer Zeit über 60 Liter Regen pro Quadratmeter. An den Messstationen in St. Anton am Arlberg und am Galzig wurden 44,4 bzw. 35,5 Liter gemessen.
Rund 180 Feuerwehrmitglieder und Freiwillige begannen bereits in den Nachtstunden mit den Aufräumarbeiten. Am Donnerstag wurden sie vom Katastrophenzug Landeck unterstützt. Mit schwerem Gerät beseitigten sie Geröll, Schlamm und Baumstämme. Laut Bürger- meister Matt hätten die Murenverbauungen und Geschiebebecken Schlimmeres verhindert. „Oberste Priorität“habe jetzt die bestmögliche Räumung der Geschiebebecken, um deren Leistungskapazität wieder zu erhöhen, sagte Matt. Die Schäden an den Häusern in Schnann hielten sich in Grenzen. Stark betroffen war jedoch das Gewerbegebiet. Zwei Betriebe wurden durch Hochwasser und Schlamm in Mitleidenschaft gezogen. Durch den Rückstau der Rosanna sei nämlich Wasser in das Gewerbegebiet geronnen. Die ÖBB-Arlbergstrecke zwischen Landeck-Zams und St. Anton am Arlberg musste vorerst gesperrt werden. Ein Schienersatzverkehr wurde eingerichtet.
Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) dankte den Einsatzkräften. Landesrat Bernhard Tilg (ÖVP) verwies
darauf, dass private Schäden im Rahmen des Landes-Katastrophenfonds finanziell gestützt werden. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erklärte, dass die Bundesregierung den Betroffenen mit Mitteln aus dem Katastrophenfonds helfen werde.
tobten am Mittwoch auch in Vorarlberg heftig. Die Feuerwehr musste zu mehr als 170 Einsätzen ausrücken. Besonders betroffen waren die Rheintalgemeinden, der Raum Dornbirn sowie Feldkirch. Die Zamg verzeichnete am Rohrspitz (Bezirk Bregenz) Windspitzen von bis zu 80 km/h. Die Bregenzer Festspiele mussten ihre „Carmen“-Aufführung ins Haus verlegen. Obstkulturen, Mais- und Gemüsefelder in Gaißau und Höchst (beide Bezirk Bregenz) wurden teils schwer beschädigt.