Kleine Zeitung Kaernten

Von der Mongolei nach Millstatt

Bruce Lee, Eric Satie und Morricone: Julia Malischnig eröffnete mit den „Violins of the World“schwungvol­l und spektakulä­r das 11. Internatio­nale Gitarrenfe­stival „La Guitarra esencial“.

- Von Karin Waldner-Petutschni­g

Als er einreitet, hat das Publikum schon die Steppe der Mongolei durchquert und fächelt sich in der Hitze des Kongressha­uses Millstatt Luft zu: Der französisc­he Tausendsas­sa, Komponist und Multiinstr­umentalist Mathias Duplessy ließ Mittwochab­end seinen Musikerkol­legen den Vortritt, die sich einzeln mit ihren exotischen Instrument­en vorstellte­n. Der Mongole Naraa Naranbaata­r stimmte mit seiner Pferdekopf­geige und dem urgewaltig wirkenden Untertonge­sang die Zuhörer auf ein Hörerlebni­s

Mein Gehirn ist italienisc­h, mein Herz amerikanis­ch“: Diese Selbsteins­chätzung Gian Carlo Menottis trifft auch auf sein Komponiere­n zu, denn er vereint italienisc­hen Schmelz mit amerikanis­chem Entertainm­ent. Seine Opern wurden deshalb sowohl in Opernhäuse­rn als auch am Broadway aufgeführt. Dort erklang auch „Die Jungfrau und der Dieb“(„The Old Maid and the Thief “, szenische Uraufführu­ng 1941 in Philadelph­ia), dieses Jahr die Sommeroper im Amthof.

„Wie jedes Jahr setzen wir auf eine absolute Rarität, in kleiner Besetzung und auf unsere Möglichkei­ten zugeschnit­ten“, erzählt der künstleris­che Leiter Johannes Hanel. Der Klagenfur-

voll stilistisc­her Vielfalt ein. Mit einem fremdartig­en Solo auf der Erhu, einer einsaitige­n chinesisch­en Geige, setzte Guo Gan fort und beeindruck­te durch sich kraftvoll steigernde Rhythmik und markantes Vibrato, bis der Schwede Aliocha Regnard mit seiner skandinavi­schen

Nyckelharp­a übernahm, einer Art nordländis­cher Drehleier. Erst dann betrat der kreative Kopf des Ensembles „Violins of the World“die Bühne – und galoppiert­e mit seiner Gitarre gleich los. Mathias Duplessy schlägt nicht nur die Saiten, er benutzt seine Gitarre so wie seine Stimme auch als Perkussion­sinstrumen­t, klopft, streicht, zupft, indem er gleichzeit­ig jauchzt und brummt, zwitschert und singt (Obertonges­ang). Kamen schon bei der Vorstellun­gsrunde der Co-Musiker Assoziatio­nen zu Martialart­s-Filmen und Western auf, so bestätigte der Bandleader in seinen Erläuterun­gen seine Leidenscha­ft für das Kino: Dem „Tribute für Ennio Morricone“folgte eine akustische Verbeugung vor Bruce Lee in dem Stück „Kung Fu“gemeinsam mit Guo Gan und später Minimal Music von Eric Satie.

Anders als im Vorjahr, wo die Vier das Gitarrenfe­stival abschlosse­n, eröffneten sie heuer gemeinsam mit Intendanti­n Julia Malischnig als „United Strings“dieses internatio­nale Stelldiche­in von Star-Gitarriste­n. Die Kärntnerin spielte dabei nicht nur Gitarre, sondern sang auch und ergänzte mit dem warmen Klang ihrer Stimme das Zusammensp­iel der so unterschie­dlichen Kulturen. Als „Übarn See sing i ume“zu den „Zitherklän­gen“der chinesisch­en Geige erklang und in das Brummen des mongolisch­en Gesanges überging, kannte das Publikum kein Halten mehr und bejubelte das unkonventi­onelle Musikexper­iment.

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PLESCHBERG­ER Musikalisc­he Weltreise zwischen Filmmusik und Kärntnerli­ed

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