Zur Heilung unter Druck gesetzt
Zu Besuch in der einzigen Druckkammer Österreichs, wo Patienten für ihre Gesundheit auf Tauchgang gehen.
REPORTAGE.
Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, im Bauch eines U-Boots zu stehen. Die Maschinen dröhnen in den Ohren und die Druckkammerbediener lassen das Steuerpult nie aus den Augen. Während der Besucher sich als Statist in einem Science-Fiction-Film wähnt, ist dieser Anblick für das 12-köpfiges Ärzteteam der Thoraxund Hyperbarchirurgie sowie für die speziell geschulten Anästhesisten und Physiotherapeuten des LKH-Uniklinikums
Graz Arbeitsalltag.
Das Zauberwort lautet hier: hyperbare Sauerstofftherapie – kurz HBO. Patienten atmen unter hohem Umgebungsdruck reinen Sauerstoff ein, der sich in den Körperflüssigkeiten löst und dabei die Wirkung eines Medikaments entfaltet. „Die Therapie wurde ursprünglich für die Kinderherzchirurgie entwickelt, als es noch keine Herz-Lungen-Maschinen für Babys gab“, erklärt Freyja Smolle-Jüttner, Abteilungsleiterin der Thorax- und hyperbaren Chirurgie, vor der dem Ungetüm aus Stahlblech. „Aber im Laufe der Zeit fand man heraus, dass man sie auch in vielen anderen Bereichen einsetzen kann.“
Gerade findet der „zweite Tauchgang“an diesem Tag statt. So werden die Therapiesitzungen im Team genannt, weil vieles dem Tauchen ähnelt – inklusive Dekompressionsstopp. Start: 8 Uhr. Ende: 10 Uhr. Mit einer Therapietiefe von 15 Metern. Blickt man durch die kleinen Luken, sieht man Patienten mit Atemmasken in der Kammer sitzen und lesen oder vor sich hin dösen. Der Druckanstieg ist für sie vor allem im Trommelfell spürbar. „Und danach ist man echt müde“, so ein Patient. ie heutige Patientenliste zeigt die vielfältigen Einsatzgebiete der HBOTherapie: Heilungsstörungen, Probleme mit dem Innenohr, chronische Gefäßprobleme nach einer therapeutischen Bestrahlung und ein Querschnittpatient. So wurde auch Skiflieger Lukas Müller 2016 nach seinem Sturz am Kulm in der Kammer behandelt.
20 bis 30 Taucher kommen im Jahr nach Unfällen in die Dekompressionskammer. Für Profitaucher werden immer wieder Tieftauchgänge auf 50 Meter simuliert. „Es ist immer recht heilsam, weil sie dabei erkennen, dass jeder einen Tiefenrausch bekommen kann.“ Freyja SmolleJüttner, hyperbare Chirurgie Skiflieger Lukas Müller
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