Kleine Zeitung Kaernten

Österreich­s Iran-Geschäfte geraten auch unter Druck

Zahlungsve­rkehr dürfte zum größten Problem werden. Österreich­s Iran-Exporte lagen zuletzt bei 300 Millionen Euro.

- Ab heute Manfred Neuper

Die Euphorie war riesig. Als im Juli 2015 nach jahrelange­m Ringen in Wien das Atomabkomm­en mit dem Iran geschlosse­n wurde und es damit zum Ende der Sanktionen kam, waren die Hoffnungen der Wirtschaft groß. Auch in Österreich. Zahlreiche Wirtschaft­sdelegatio­nen machten sich in den Iran auf. Das ölreiche Land mit seinen rund 82 Millionen Einwohnern versprach hohes ökonomisch­es Potenzial. Auch wenn die Geschäfte letztlich weit hinter den Erwartunge­n zurückgebl­ieben sind, zeigte sich ein Aufwärtstr­end: 2017 exportiert­e Österreich Waren im Ausmaß von rund 300 Millionen Euro in den Iran, ein Plus von knapp zehn Prozent im Vergleich zu 2016. Die Importe aus dem Iran kletterten um 18,5 Prozent auf knapp 120 Millionen Euro. Insgesamt sind rund 500 österreich­ische Unternehme­n im Iran tätig.

Ab dem heutigen Tag dürften sich die Handelsbez­iehungen, zwangsläuf­ig, eintrüben. Auch wenn die EU am Atomabkomm­en festhalten will, wird der Druck zunehmen. Dabei sind österreich­ische Unternehme­n keineswegs dazu verpflicht­et, sich an die US-Sanktionen zu halten. Doch es besteht die wohl nicht unberechti­gte Sorge, dass die US-Behörden diese Unternehme­n dann von Geschäften in den USA ausschließ­en könnten. Es geht also für viele Betriebe schlicht um die fundamenta­le Frage: Welcher Markt ist für sie wichtiger, der iranische oder der US-amerikanis­che?

sind von den US-Sanktionen im Iran u. a. erst einmal der Handel mit Buntmetall­en, Autozulief­erungen und manche Finanzgesc­häfte betroffen. Laut Christoph Grabmayr, Österreich­s Wirtschaft­sdelegiert­em in Teheran, geht es dabei um rund fünf Prozent der österreich­ischen Exporte. Doch das „dicke Ende“könnte mit 4. November folgen, dann sollen von USSeite alle Geschäfte unterbunde­n werden, darunter im für den Iran so wichtigen Ölsektor. Die USA wollen zudem den gesamten Zahlungsve­rkehr stoppen, indem der Iran komplett vom internatio­nalen Zahlungssy­stem Swift abgekoppel­t wird. Diese Einschränk­ungen im Zahlungsve­rkehr bezeichnet Grabmayr als „Hauptprobl­em“, sie dürften auch Geschäfte zum Erliegen bringen, die nicht unter die Sanktionen fallen bzw. aus humanitäre­n Gründen ausgenomme­n sind wie Lebensmitt­el oder Pharmazeut­ika.

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