„Bohr-Hausierer“schlagen aus Hitze Kapital
Wenn das Wasser knapp wird, treten dubiose BrunnenbauAnbieter auf den Plan. Erste Fälle in Salzburg. Behördenvertreter und Geologen warnen vor Eingriffen ins Grundwasser.
Rund 3500 Quellen und Brunnen sind im Kärntner Wasserbuch verzeichnet. Nicht dokumentiert ist die Zahl Tausender kleiner Saugbrunnen in Hausgärten, die über händisch betriebene Schwengelpumpen das kühle Nass aus der Tiefe fördern. „Ihr Brunnen wird versickern, wir machen ihnen einen neuen.“Mit solchen und ähnlichen Sprüchen treten „Bohr-Hausierer“aus dem Ausland auf den Plan. In Salzburg hat der Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft beim Land, Theo Steidl, eine offizielle Warnung vor den dubiosen Machenschaften öffentlich ausgesprochen.
In Kärnten ist bisher noch kein Fall dokumentiert. Sabine Kurz, Wasserökologin beim Amt der Landesregierung, rät jedoch zu erhöhter Vorsicht. „Wasser ist ein sehr kostbares und sensibles Gut. Wer nach Wasser bohrt oder bohren lässt, sollte sich der Verantwortung bewusst sein“, so die Expertin. Der Grundwasserspiegel ist in einem Kataster aufgeführt und kann digital über Adressen des Landes Kärnten eingesehen werden.
„In einigen Stadtteilen von Klagenfurt liegt das Grundwasser nur zwei bis vier Meter unter der Erdoberfläche“, sagt Sabine Kurz. Grundsätzlich gilt: Schlagbrunnen, auch Leierbrunnen genannt, aus denen mit der manuellen Schwengelpumpe das kühle Nass für den Hausgarten oder das Blumenbeet gefördert wird, sind nicht genehmigungspflichtig.
Geht es mit Bohrgerät tiefer ins Erdinnere, müssen Projekte bei den Bezirksverwaltungsbehörden zur Genehmigung eingereicht werden.
Kärntens Ziviltechniker und Fachbetriebe stehen Informationssuchenden mit Rat und Tat zur Seite. Stefan Kleinszig, Inhaber eines Geologie- und Umwelttechnikunternehmens in Baiersdorf, Gemeinde St. Veit, setzt die Kosten für einen Leierbrunnen im niedrigen fünfstelligen Euro-Bereich an. Ein Bohrbrunnen kostet etwa eineinhalbmal mehr.
Der Brunnenbau und die Nutzung von Grundwasser sind sehr sensible Bereiche. Hier sollten immer Fachleute zu Rate gezogen werden.