900.000 Euro gestohlen? Anklage gegen Soldaten
Staatsanwaltschaft klagt Kärntner UNO-Soldaten an. Er soll bei Einsatz im Libanon Geld veruntreut haben.
Vom Libanon in den Gerichtssaal. Diese Reise steht einem Kärntner UNO-Soldaten wohl noch heuer bevor. Die Staatsanwaltschaft (StA) Klagenfurt hat Anklage gegen den 60-Jährigen eingebracht. „Wir werfen ihm Veruntreuung vor“, bestätigt StASprecherin Tina Frimmel-Hesse. Die Anklage ist noch nicht rechtskräftig, für den Soldaten gilt die Unschuldsvermutung.
Im Lauf der Ermittlungen hat sich die Schadenssumme erhöht. Jetzt gehen die Behörden von 212.000 Euro und 811.000 Dollar (umgerechnet rund 698.00 Euro) aus. Insgesamt soll der Kärntner also etwa 910.000 Euro während seines Einsatzes im Libanon gestohlen haben. Dort arbeitete der langjährige Berufssoldat als Zahlmeister im Camp Naquora. Nach Bekanntwerden des Falles wurde der Vizeleutnant seiner Funktionen enthoben.
In seiner Einvernahme war der 60-Jährige teilweise geständig. Das Geld hat der Mann aber nicht für sich gestohlen, sondern fast zur Gänze seiner Freundin abgeliefert. Gegen die gebürtige Rumänin, sie besitzt außerdem die spanische Staatsbürgerschaft, ermittelt die Staatsanwaltschaft Klagenfurt bereits wegen einer anderen Straftat. Gegen sie gibt es einen europäischen Haftbefehl, der allerdings derzeit von den Behörden ihres Heimatlandes nicht umgesetzt wird. Die Frau hat vor Kurzem ein Kind bekommen und Rumänien liefert Staatsbürgerinnen erst aus, wenn ihr Kind mindestens ein Jahr alt ist.
Mit Spannung wird erwartet, wie es dem Soldaten gelungen ist, über einen so langen Zeitraum (Anfang 2017 bis März 2018) eine so hohe Geldsumme zu veruntreuen. „Das spricht nicht unbedingt für Kontrollmechanismen bei Bundesheer und UNO“, sagt ein Ermittler.