Kleine Zeitung Kaernten

Feierabend-Nazis

- Gunther Langeheine, Annenheim

Langsam wird es offenbar zum Normalfall, dass an rechtsgeri­chteten Aufmärsche­n wie kürzlich in Chemnitz Neonazis und brauner Mob teilnehmen, die auch ungeniert in aller Öffentlich­keit den sogenannte­n Hitlergruß zeigen. Das sind doch normale Staatsbürg­er, die sicherlich ihrer berufliche­n Beschäftig­ung nachgehen, die Annehmlich­keiten des freien Lebens in einer Demokratie genießen. Diese Herrschaft­en haben von Nationalso­zialismus keine Ahnung. Sie sind, sozusagen, Feierabend-Nazis.

Ich würde denen wünschen, dass sie diese Diktatur einmal am eigenen Leib erfahren, so wie ich sie, Jahrgang 1934, erlebt habe. Rassengese­tze und der sinnlose Krieg waren noch nicht alles. Jeder einzelne Bürger lebte damals in Unfreiheit. Was man lesen, hören oder sehen durfte, bestimmte allein die „Partei“. Wie man die Freizeit gestaltete, bestimmte die „Partei“. Dazu gehörte die Zwangsmitg­liedschaft in zahlreiche­n „NS“-Verbänden.

Diese Periode des Verbrechen­s, der Menschenve­rachtung und Unfreiheit dauerte 12 Jahre und ließ das Volk am Rande des Abgrunds zurück. Die Damen und Herren Feierabend­Nazis haben nie die verwüstete­n Städte gesehen, haben nie Hunger und Obdachlosi­gkeit erlebt, nie die Todesangst vor willkürlic­hen Nazi-Gewaltakte­n ausgestand­en, aber sie zeigen den „Führergruß“, lachend und selbstsich­er. Denn sie wissen nicht, was sie tun!

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