Feierabend-Nazis
Langsam wird es offenbar zum Normalfall, dass an rechtsgerichteten Aufmärschen wie kürzlich in Chemnitz Neonazis und brauner Mob teilnehmen, die auch ungeniert in aller Öffentlichkeit den sogenannten Hitlergruß zeigen. Das sind doch normale Staatsbürger, die sicherlich ihrer beruflichen Beschäftigung nachgehen, die Annehmlichkeiten des freien Lebens in einer Demokratie genießen. Diese Herrschaften haben von Nationalsozialismus keine Ahnung. Sie sind, sozusagen, Feierabend-Nazis.
Ich würde denen wünschen, dass sie diese Diktatur einmal am eigenen Leib erfahren, so wie ich sie, Jahrgang 1934, erlebt habe. Rassengesetze und der sinnlose Krieg waren noch nicht alles. Jeder einzelne Bürger lebte damals in Unfreiheit. Was man lesen, hören oder sehen durfte, bestimmte allein die „Partei“. Wie man die Freizeit gestaltete, bestimmte die „Partei“. Dazu gehörte die Zwangsmitgliedschaft in zahlreichen „NS“-Verbänden.
Diese Periode des Verbrechens, der Menschenverachtung und Unfreiheit dauerte 12 Jahre und ließ das Volk am Rande des Abgrunds zurück. Die Damen und Herren FeierabendNazis haben nie die verwüsteten Städte gesehen, haben nie Hunger und Obdachlosigkeit erlebt, nie die Todesangst vor willkürlichen Nazi-Gewaltakten ausgestanden, aber sie zeigen den „Führergruß“, lachend und selbstsicher. Denn sie wissen nicht, was sie tun!