„Wir müssen eine breite Debatte darüber führen, was uns zusammenhält“
Katharina Pabel ist Nachfolgerin von Heinz Faßmann als Chefin des Expertenrates für Integration.
Alle reden Ist das von nicht den Folgen nur ein der Teil Flüchtlingswelle. der Integrationsherausforderungen? KATHARINA PABEL: Absolut. 2015 war ein besonders Ereignis, wir breiter müssen sehen Integration und auch jene in den Blickwinkel nehmen, die schon längere Zeit in Österreich leben.
Wo gibt es Defizite?
Es gibt drei großen Bereiche, wo wir dranbleiben müssen: Bildung, Schule, Arbeitsmarkt. Integration ist kein Sprint, sondern ein Marathon.
Ist Österreich nicht längst ein multikulturelles Land – ob man es will oder nicht?
Multikulturell umfasst mehr als den Migrationshintergrund. Zuwanderung muss man differenziert sehen. Die größten Zuwächse kamen in den letzten fünf Jahren aus dem EU-Raum.
Was ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält? Ist es nicht mehr als die Sprache? Absolut. Ich habe kein Rezept. Wir verstehen uns als demokratischer Rechtsstaat, der Grundrechte und die Freiheit des Einzelnen absichert. Es gibt darüber hinaus noch ungeschriebene Werte. Die
Debatte darüber, was das für Werte sind, was uns zusammenhält, müssen wir breit führen.
Welche Werte könnten es sein?
Die Wertekurse, die wir anbieten, sind ein guter Ansatz. Da erfährt man, dass wir einen funktionierenden Sozialstaat haben, auf Solidarität setzen, dass jeder in eine Kasse einzahlt. Bei uns haben Frauen dieselben Chancen wir Männern.
Können Sie mit dem Begriff der „Leitkultur“etwas anfangen?
Er verleitet zu Missverständnissen.
Weil?
Es schwingt der Gedanke mit: Alles, was nicht Leitkultur ist, wird nicht toleriert. Wir leben in einer Demokratie und haben den Anspruch, dass in unserem Land jeder nach seiner Fasson selig werden kann. Wir stellen dennoch fest, dass wir Gemeinsamkeiten brauchen. Das betrifft etwa den Umgang mit Frauen, wo in anderen Kulturen andere Vorstellungen herrschen. Wir leben in einer Demokratie, das macht den Spagat so schwierig.
Das Wiesinger-Buch zu den Schulproblemen dürfte Sie nicht überrascht haben?
Ich unterstütze Faßmann, der nun gefordert hat, dass wir uns die Haltungen von Schülern und Eltern gegenüber dem säkularen Staat ansehen müssen. Auch da ist eine Debatte notwendig.