Der taumelnde Erbe von Übervater Strauß
Bayerns Ministerpräsident steht heute ein brisanter Parteitag bevor.
Die jüngsten Umfragen in Bayern sind verheerend für die CSU. Es scheint, als würde sich Markus Söder nach dem 14. Oktober einen oder zwei Koalitionspartner suchen müssen. Das dürfte sich der Ministerpräsident wohl etwas anders vorgestellt haben.
Über Jahre hatte Söder auf das Amt hingearbeitet: Er war Chef der bayerischen Jungen Union. Ministerpräsident Edmund Stoiber machte ihn zum Generalsekretär. Der Nürnberger Günther Beckstein holte seinen Landsmann als Europaminister ins Kabinett, von dort wechselte er ins Umwelt-, dann ins Finanzministerium und das neue Heimatministerium. Eine ideale Kombi: Söder konnte Finanzspritzen verkünden und schöne Selfies verbreiten: vor Burgen und in Kirchen, mit Nikoläusen und bayerischen Schlagersängern.
Es war das, was er brauchte: Er war ja lange der Mann für die Provokationen. Irgendwann stellte er ein Jugendfoto auf Facebook: Söder mit Krawatte vor einem Poster der CSU-Ikone Franz Josef Strauß. „Das war das Poster über meinem Bett in der Jugendzeit. Was hing bei euch?“, schrieb er. Der Anspruch war klar. In der CSU hieß es, er beiße alle Konkurrenten weg. Das Wort vom Oberintriganten blieb an ihm hängen. Sein Vorgänger Horst Seehofer bezeichnete ihn einmal als „Ichling“.
Nach dem Absturz der CSU bei der Bundestagswahl spitzte sich der Machtkampf zu. Söder wurde schließlich Ministerpräsident, Seehofer blieb CSUChef. Wenn das Wahlergebnis sehr schlecht ausfällt, ist nicht auszuschließen, dass Söder von den eigenen Leuten als Ministerpräsident infrage gestellt wird. Und Seehofer muss ebenfalls bangen, ob er Parteivorsitzender bleiben kann.