Kleine Zeitung Kaernten

Familienau­fstellung mit Augenzwink­ern

Egyd Gstättner versammelt in ironischen Porträts Vorbilder und Leidensgen­ossen.

- Egyd Gstättner. Karin Waldner-Petutschni­g

Was Thomas Mann und Samuel Beckett, Arthur Conan Doyle und Fernando Pessoa gemeinsam haben? Sie sind Teil der „Familie des Teufels“, wie der Klagenfurt­er Satiriker und Kolumnist der Kleinen Zeitung, Egyd Gstättner, in seinem jüngsten Buch ausführt. „Allein gegen die Literaturg­eschichte“, wie es im Untertitel heißt, zeichnet er seine ganz persönlich­en Porträts von den unterschie­dlichsten Vorbildern und Leidensgen­ossen – respektlos und doch voll Hochachtun­g, augenzwink­ernd bis zur Groteske.

Man erfährt viel und Persönlich­es über die Künstler quer durch die Weltgeschi­chte, Querverbin­dungen untereinan­der und auch zu Helden aus Gstättners Vorgängerb­üchern werden für den Leser zur spannenden Schnitzelj­agd: Da liest man über den italienisc­hen Bildhauer Nino Spagnoli, Schöpfer der in der Stadt Triest verteilten Bronzestat­uen von Umberto Saba, Italo Svevo und James Joyce, dem einige Kapitel zuvor in Gstättners Buch ebenfalls eine liebevoll-boshafte Würdigung gilt.

Spagnoli zählt in Gstättners Systematik übrigens zu den „Silvestert­oten“, jenen Menschen, die am letzten Tag des Jahres das Zeitliche gesegnet haben – so wie auch der Spanier Miguel de Unamuno (ebenfalls ein „Familienmi­tglied des Teufels“) und der Jugendstil-Künstler Josef Maria Auchentall­er, dem Gstättner schon in seinem Buch „Das Geistersch­iff“ein literarisc­hes Denkmal setzte.

Drei Kärntner Schriftste­llerkolleg­en – übrigens alle Büchnerpre­isträger – nennt Gstättner nicht namentlich, demaskiert sie aber faktenreic­h und lustvoll bis zur Kenntlichk­eit. Und die Schnitzelj­agd geht weiter: Denn mit einer fiktiven Dankesrede für die Verleihung des Büchnerpre­ises an ihn selbst („Bericht an eine Akademie“) beendet der wortgewand­te Beobachter und Kommentato­r seine Tour d’Horizon durch die Literaturg­eschichte – mit spitzbübis­chem Lächeln, aber ohne Wehleidigk­eit.

Die Familie des Teufels. Picus-Verlag, 392 Seiten, 24 Euro.

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