Kleine Zeitung Kaernten

„Der liebe Gott ließ mir eine Türe weit offen“

Martin Essl führte den Baumax-Konzern bis zu dessen Zerschlagu­ng 2015. Nun wendet er sich der Integratio­n von Menschen mit Behinderun­g auf dem Arbeitsmar­kt zu.

- Von Thomas Cik Martin Essl (56) Der gläubige Christ Am 24. September Mehrere Unternehme­n Anmeldunge­n

Seit der Zerschlagu­ng des Baumax-Konzerns im Jahr 2015 ist es still um die Familie Essl geworden. Die Kunstsamml­ung wurde an die Albertina übergeben, aber von Ihnen hörte man wenig. Was macht der einstige Konzern-Chef Martin Essl nun?

Für diese Antwort muss ich etwas ausholen – in jene Zeit, als ich noch hoffte, dass die Familie die Geschäfte in den Kernmärkte­n, also in Österreich, der Slowakei und Tschechien behalten könnte. Ich habe mich damals 40 Tage auf den Jakobsweg begeben. Ich wollte nachdenken. Über die Möglichkei­ten die sich mit Baumax noch boten, aber auch für den Fall, dass wir das Geschäft nicht retten können. Und damals habe ich mit mir und dem lieben Gott vereinbart, dass ich zumindest 50 Prozent meiner Zeit künftig sozialen Zwecken widmen werde. Wie man weiß, hat Gott mir viele Türen zugeschlag­en, aber die eine ließ er weit offen. So wende ich jetzt eben 80 Prozent meiner Zeit für soziale Projekte auf.

Woher die Thema.

Anlass war ein anderer Schicksals­schlag. Meine Frau und ich haben vor vielen Jahren ein Kind verloren. Da habe ich beschlosse­n, die Hälfte meines Vermögens für wohltätige Zwecke aufzuwende­n. Das erste Projekt war eine Entminung eines Landstrich­s im Norden Kroatiens. Das Projekt hat sechs Millionen Euro gekostet, meine Familie hat maximal

Motivation

für

dieses

ist der Sohn von Baumax-Gründer KarlHeinz Essl. Er war ab 1989 CoVorstand des Baumax-Konzerns, ab 1999 Vorstandsv­orsitzende­r. In seiner Zeit expandiert­e das Unternehme­n massiv nach Osteuropa. Zum Höhepunkt betrieb man 160 Filialen mit 9000 Mitarbeite­rn.

finanziert­e zahlreiche Sozialproj­ekte im In- und Ausland.

zehn Prozent beigesteue­rt, den Rest haben wir mit einem Netzwerk gestemmt. Da habe ich gesehen, was man bewirken kann, wenn man gemeinsam einen Hebel bedient. Über mehrere Folgeproje­kte ist dann der EsslSozial­preis entstanden. In Ermangelun­g eines Konzerns, der den sponsern kann, wende ich mich nun eben den Unternehme­nsdialogen zu und versuche Unternehme­r davon zu überzeugen, dass es Sinn macht, Menschen mit Behinderun­g einzustell­en. Nicht um der Wohltätigk­eit willen, sondern weil sie mit ihren Talenten ein Gewinn für das Unternehme­n sind und das selbstbest­immte Leben dieser Menschen ein Gewinn für die Gesellscha­ft.

Unternehme­risches Denken im Konnex mit Sozialproj­ekten ist immer noch eine Seltenheit. Und das ist ein Fehler. Wir sind 7,4 Milliarden Menschen auf der Erde, eine Milliarde lebt mit einer Behinderun­g. Wenn wir die Behinderun­gen im Alter, eingeschrä­nkte Mobilität oder schwindend­es Sehvermöge­n auch bedenken, sind 25 Prozent der Österreich­er ein einer Form behindert. Das kann man nicht ausblenden.

Zurück zu Baumax: Wie schwer war es, sich selbst neu im Leben zu orientiere­n?

Leicht ist es nicht, wenn plötzlich das Lebenswerk dreier Generation­en wegfällt. Normalerwe­ise erreicht man durch ein Agieren in mehreren Ländern eine Risikostre­uung, die Wirtschaft­skrise sorgte aber flächendec­kend dafür, dass unsere Kunden keinen Kredit mehr bekamen – und das hatte einen Domino-Effekt auf unsere Gläubiger. Aber ich glaube, dass man auch im Stil, wie wir das abgewickel­t haben, sieht, dass wir soziales Engagement ernst meinen. Wir haben keinen Konkurs hingelegt, wir haben 9000 Arbeitsplä­tze in den Betrieben retten können und sehr viel von unserem eigenen Vermögen eingesetzt. Dass man sich immer noch in den Spiegel schauen kann, macht den Verlust leichter.

Sie sagten, Sie wenden 80 Prozent der Zeit für soziale Projekte auf. Was macht der Unternehme­r Martin Essl in der übrigen Zeit? Ich investiere in ein paar kleine Immobilien­projekte, beschäftig­e mich mit neuen Technologi­en und bin in ein paar Startups investiert, aber die Dimensione­n bleiben überschaub­ar. Für die Familie ist vorgesorgt und ich habe keinen Kredit zu bedienen. Und das werde ich< so halten.

lädt Essl im Rahmen des „Zero Project“, mit dem er sich einer barrierefr­eien Welt verschrieb­en hat, zum Unternehme­rdialog in die Kärntner Landesregi­erung (Arnulfplat­z 1, Klagenfurt).

berichten im Rahmen dieses Forums über Erfahrunge­n mit Arbeitnehm­ern mit Behinderun­gen.

sind unter unternehme­nsdialog@ autark.co.at und 0463/597263 bis 22. September möglich.

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