Ein besonders heißer Verhandlungsherbst steht bevor: Bei den Metallern fordern die Arbeitnehmer fünf Prozent mehr Lohn.
Auftakt für einen heißen Herbst: „Stolze Forderung“trifft auf verständnislose Arbeitgeber.
Es sind viele gestresste Gesichter, die Donnerstagmittag in die Kameras blicken. Der Gewerkschaftsmarathon vor Übergabe des Forderungspakets dürfte seine Spuren bei den Mitgliedern hinterlassen haben. Gut eine Stunde, weit länger als in den vergangenen Jahren, dauert das Ritual zum Auftakt der wichtigsten Lohnverhandlungen im Herbst. „Es ist eine sehr stolze Forderung, vorgetragen von sehr stolzen Arbeitnehmervertretern,“spricht Chefverhandler Rainer Wimmer schließlich den zurechtgelegten Satz in die Mikrofone. Fünf Prozent mehr Lohn, mindestens hundert Euro mehr
jeden Arbeitnehmer und eine ganze Reihe von Abfederungsmaßnahmen zum neuen Arbeitszeitgesetz, diese Pflöcke schlägt die Gewerkschaft ProGe GPA-djp ein. Beim Arbeitszeitgesetz gehe es darum, „Haltepunkte festzusetzen“, so ProGe-Chef Wimmer. Überstundenzuschläge von künftig hundert Prozent seien ein gerechter Ausgleich für eine elfte oder zwölfte Arbeitsstunde.
Drei Verhandlungstermine im Oktober sind anberaumt. Eine Einigung in dieser Zeit bräuchte allerdings hohes Entgegenkommen der Arbeitgeber. Streikbeschlüsse gibt es bereits seit der Vorwoche. Über mögliche rote Linien könne er in ein paar Wochen mehr erklären,
wollte sich Wimmer nicht in die Karten blicken lassen. Die Höhe der Lohnforderung – 2011 und 2012 waren die Metaller mit ähnlichen Zahlen in die Verhandlungen gegangen – argumentieren die Arbeitnehmervertreter mit Produktivitätszuwächsen von sechs Prozent.
Obmann und Sprecher des Fachverbands Metalltechnische Industrie, hält die Zahl für „willkürlich“. Entsprechend sei die fünfprozentige Lohnforderung „nicht nachvollziehbar“. Auch vor dem Hintergrund der etwas schwächeren Konjunkturaussichten und der Tatsache, dass 20 Prozent der Betriebe Verluste schrieben, sei die Ausgangsbafür
sis für die Verhandlungen nun sicher nicht ganz leicht. „Wir bekennen uns zu einem fairen Abschluss,“so Knill, „aber wir sind der falsche Adressat, wenn die Gewerkschaft mit der Bundesregierung unzufrieden ist.“
Knill fordert im Gegenzug von der Gewerkschaft „ein klares Bekenntnis zum Standort“. Dass sie keine Verantwortung mehr für die Gesamtwirtschaft tragen wolle, sei kritisch. Die Arbeitgeber gehen mit „alten“Forderungen in die Gespräche. Sie wollen einen Kollektivvertrag, der mehrere Jahre gilt, bei dem Eckdaten außer Streit stehen. Denn sicher ist es heuer absolut nicht, dass die Verhandler rasch auf eine gemeinsame Datenbasis kommen.