Gesucht: EU-Kandidaten und ein neuer Chef
Bis zum 15. Oktober müssen alle SPÖ-Listen für die EU-Wahl stehen. In der Kärntner SPÖ gibt es noch keine Festlegungen.
Mit Christian Kerns Eigennominierung als Spitzenkandidat für die EU-Wahl wurde das Tempo erhöht: Nachdem Kern als Listenerster beim Parteitag im November abgesegnet werden soll, müssen bis dahin auch die Listenplätze dahinter vergeben sein. Das bedingt, dass sich bis
15. Oktober auch die Kandidaten in den Ländern in Stellung bringen müssen. Der neue Parteichef soll sich, wenn geht, sogar noch früher finden: Nichts fürchtet man in der SPÖ mehr, als dass jetzt ein Kandidat nach dem anderen sich selbst meldet oder gemeldet wird und es zur Kampfabstimmung kommt.
Einem hat Kern die Position des Spitzenkandidaten für die EU-Wahl weggeschnappt, dem steirischen Parlamentarier Jörg Leichtfried, einst Fraktionschef der SPÖ im EU-Parlament, bis zur Wahlniederlage Infrastrukturminister. Der zweite Listenplatz auf der EUListe, und damit auch der Fraktionsvorsitz bei einem möglichen Höherrücken Kerns, ist der Wienerin und Gewerkschafterin Evelyn Regner vorbehalten, auch derzeit Fraktionschefin in Brüssel.
Der Kärntner Eugen Freund, SPÖ-Spitzenkandidat bei der letzten EU-Wahl und früherer ORF-Journalist, kandidiert nicht mehr. Wen die Kärntner SPÖ ins Rennen schicken will, steht noch nicht fest. In den Parteireihen kursieren nur WunschNamen: Ex-Infineon-Chefin
Monika Kircher, Renner-InstitutChef Harry Koller oder Naturfreunde-Landesvorsitzender
Philipp Liesnig.
Nachgedacht wird in der SPÖ darüber, ob mit der Kür des neuen Chefs der Spitzenkandidat 2022 fix ist oder ob es im Übergang zu einer Doppellösung kommt: In diesem Fall könnte Pamela Rendi-Wagner, die nach außen gut ankommt, nach innen aber noch nicht ausreichend verankert ist, Klubobfrau werden und sich damit als Speerspitze der Sozialdemokraten erproben.
Das Amt des Parteivorsitzenden könnte auch Jörg Leichtfried reizvoll erscheinen, heißt es. Er netzwerkt effektiv und könnte die Lager verbinden. Neben Leichtfried ist als Partei- chef ein zweiter Steirer im Gespräch: Max Lercher, derzeit Bundesgeschäftsführer, dessen Krisenmanagement nach dem Abgang des Chefs als gut bewertet wird. Auch er könnte mit Rendi-Wagner eine Doppelspitze bilden.
Wenn sie doch will, führt an der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures vermutlich kein Weg vorüber. Aber Bures ist gesetzt als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl, ebenfalls 2022, und das verträgt sich nicht mit der Kampfposition einer Oppositionschefin.
Als Kandidat der Gewerkschaft hat sich Roman Hebestreit ins Spiel gebracht, ein dritter Steirer, wortgewaltiger Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Vida. Die Gewerkschaft will mitmischen, hält sich aber bedeckt. Das Einzige, was fix ist: ÖGB-Chef Wolfgang Katzian macht es nicht. „Er ist in seiner Rolle angekommen und fühlt sich dort pudelwohl“, verrät ein Kenner.