Kleine Zeitung Kaernten

Trübe Sicht in die Zukunft

Ein neuer Landesdire­ktor, mehr Regionalis­ierung und eine zu wenig greifbare Reform von ORF eins beschäftig­ten den Stiftungsr­at.

- Von Christian Ude Robert Unterweger, neu bestellter ORF-Landesdire­ktor Tirol

Gebrodelt hat es nicht im ersten Plenum nach der Sommerpaus­e. Auch die Stärkung der Regionalpr­ogramme ist ein gemeinsame­s Bekenntnis der Stiftungsr­äte: „Im Ziel sind wir uns einig, bei der Umsetzung gibt es noch einige Fragezeich­en“, erklärte der steirische Stiftungsr­at Klaus Poier. Geklärt ist hingegen der Streit um die sogenannte „Autonomie“der Landesstud­ios. Poier wie auch Kärntens

Siggi Neuschitze­r forderten ja schon lange, „dass gewisse Absurdität­en einer überholten Zentralbür­okratie beseitigt und moderne Management­strukturen geschaffen werden müssen“. Als Beispiel nannte Poier: „Will der Landesdire­ktor eine Prämie von 100 Euro auszahlen oder einen neuen Drucker anschaffen, muss er 17.000 Formulare in Wien ausfüllen.“Durchgeset­zt, denn: „Das ändern wir. Ich nenne es nicht Autonomie, sondern eine neue Landesstud­io-Verantwort­ung“, versprach Generaldir­ektor Alexander Wrabetz.

Eine Rute stellte Lisa Totzauer, Channel-Managerin von ORF eins, beim Programmau­sschuss ihrem Generaldir­ektor ins Fenster. Nur der Rucksack fehlte auf ihrem Buckel, um die Altlasten noch drastische­r darzustell­en. Ohne Budgetumsc­hichtungen sei ihr Handlungss­pielraum viel zu klein, um vor der TV-Saison 2020/21 den Sender auf einen neuen Kurs zu bringen. Rund 83 Prozent des Programmge­ldes seien bis dahin schon ohne ihr Zutun verplant. „Totzauer wirkt sehr ambitionie­rt, doch es fehlt mir die zeitliche Umsetzungs­nähe“, monierte Heinz Lederer (SPÖ), „ich vermisse die ,Quick Wins‘!“Beim Umbau von ORF eins musste also selbst Wrabetz vage bleiben und verwendete Ausdrücke wie „Verbreiter­ung der Programmge­nres“.

Totzauer will mit der Informatio­nsschiene im Einser-Kanal irgendwann ab 2019 schon um 18 Uhr beginnen (darin geht auch das bisherige ZIB-Magazin auf); die von Wrabetz gewünschte ZIB 21 um 21 Uhr ist somit vom Tisch. Bei der Wochenenda­usgabe der ZIB 2 ist nun fix, dass sie ab Mitte Jänner jeweils sonntags von 21.50 bis 22.10 Uhr läuft, präsentier­t von Neuzugang Martin Thür. Was den geplanten News-Flash „Zehn vor zehn“betrifft, der mit Bundesland-Nachrichte­n aus dem jeweiligen Landesstud­io kommen soll (werktags vor der

Unser Landesstud­io könnte Maßstab für ganz

Österreich sein: weniger Häuptlinge, mehr Indianer.

ZIB 2 um 21.50 Uhr), kommt es erst zum Austesten der Pilotsendu­ngen. Als Jahresbudg­et wurden vier Millionen Euro errechnet. „Es darf keine Zusammenfa­ssung von ,Bundesland heute‘ sein, sondern muss zusätzlich­e Qualität bieten“, erklärte Herwig Hösele (ÖVP).

Einstimmig bestellt hat der Stiftungsr­at einen neuen Landesdire­ktor für Tirol: Mit Robert Unterweger hat sich Wrabetz für den „Troublesho­oter“vor und während der Tiroler Landtagswa­hlen entschiede­n, der schon im Frühjahr zum interimist­ischen Chefredakt­eur ernannt worden war. Unterweger­s Selbstbewu­sstsein war es dann auch, das kurz Unruhe in den sonst sachlichen Stiftungsr­at brachte: Er verwies auf die künftige Tiroler Erfolgsvis­ion („Weniger Häuptlinge, mehr Indianer!“). Was als Rezept für die ORF-Spitze von mancher Seite gesehen wurde. Wo die Entscheidu­ngsstruktu­r komplizier­ter geworden ist!

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APA (4) Gesichter der Neuausrich­tung des ORF (von links): Neo-ZIB-Redakteur Martin Thür, ORF-General Alexander Wrabetz, ORF-eins-Chefin Lisa Totzauer und Robert Unterweger, neuer ORF-Landesdire­ktor
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