Ansiedelungen: „Brexit derzeit nicht spürbar“
Interesse aus Italien an Betriebsansiedelung in Kärnten weiter hoch. 150 Projekte von Interessenten im Jahr 2018.
Um – real – 3,9 Prozent legte das Kärntner Bruttoregionalprodukt laut Kärntner Institut für Höhere Studien (KIHS) 2017 zu, Kärnten war damit ein WachstumSieger im Bundesländervergleich. Für
2018 prognostiziert das
KIHS nun ein Wachs- tum von 2,8
Prozent, für 2019 1,9 Prozent. Kärnten liege damit exakt im erwarteten Bundesschnitt.
KIHS-Chef Norbert Wohlgemuth, der am Montag dem Wirtschaftspolitischen Beirat einen Wirtschaftsbericht vorlegen wird, ortet eine abgeflachte Dynamik. Kärntens Wirtschaftskraft liegt bei nur rund 85 Prozent des Österreichschnitts, ein Aufholprozess sei daher nötig. Dazu müsste Kärnten kräftiger wachsen als Rest-Österreich. Es gebe aber nur wenige Sektoren, wo Kärnten noch überproportional zulege, etwa in der Industrieproduktion und in der öffentlichen Verwaltung. In etlichen anderen Bereichen bleibe das Wachstum unter dem Schnitt. Norbert Wohlgemuth leitet das KIHS ernsthafte Interessenten werden derzeit von der Babeg, seit 2016 für die Ansiedelung von Betrieben in Kärnten zuständig, bearbeitet. Seit Jahresbeginn sind es 150 Projekte, die vom Erstkontakt bis hin zur Hilfestellung bei Standortsuche, Förderungen und Personalsuche begleitet werden bzw. wurden. Erfolgskennzahlen für das laufende Jahr gibt es noch keine, 2016 und 2017 siedelten sich laut Babeg-Geschäftsführer Hans Schönegger in Kärnten 55 Betriebe an, die 360 Arbeitsplätze geschaffen haben.
Anders als in den Jahren zuvor, als bis zu 90 Prozent der Interessenten aus Italien kamen, ist es derzeit „nur noch“jeder zweite. Je einer von zehn ist aus
Gründe für Betriebsansiedelungen
die Sicherheit im Allgemeinen sowie die gute Ausbildungsqualität sind laut Babeg wesentliche Gründe für eine Betriebsansiedelung in Kärnten. Die Internationale Schule sowie Kinderbetreuung seien ebenso entscheidende Faktoren.
Slowenien und Deutschland, je 15 Prozent kommen aus anderen Bundesländern und „dem Rest der Welt“. Eine steigende Zahl von Anfragen aus Großbritannien im Zuge des Brexit konnte Babeg-Chef Schönegger bisher jedoch nicht beobachten.
Blickt man auf die Branchen, die Interesse für Kärnten an den Tag legen, dominieren Informationsund Kommunikationstechnologie (IKT), Chemie und Grundstoff, Maschinen- und Elektrobau sowie Elektronik und Mikroelektronik. Vor allem
dort, wo Kärnten Schwerpunkte setzt – IKT und Elektronikindustrie – ortet Schönegger reges Interesse. Das Fehlen geeigneter Mitarbeiter besorgt ihn zunehmend. Es sei „der Knackpunkt“für künftige Ansiedelungen. Die Prognosen stimmen nicht zuversichtlich: 2025 sollen auf einen Abgänger eines MINT-Faches (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) fünf offene Stellen kommen. „Wir müssen daher in Kärnten verstärkt in die Ausbildung investieren.“