Kleine Zeitung Kaernten

Wie es Frauen in der Politik tatsächlic­h geht

Acht Ex-Politikeri­nnen erzählen ungewohnt offen über die Männerdomä­ne Politik.

- Julia Schafferho­fer

ZiB-2-Anchorwoma­n Lou Lorenz-Dittlbache­r freute sich auf den Morgen des 9. November 2016. Dann, berichtet sie im Vorwort ihres neuen Buches „Der Preis der Macht – Österreich­ische Politikeri­nnen blicken zurück“könne sie ihrer achtjährig­en Tochter berichten, dass für eine Frau im Jahr 2016 alles möglich sei. Selbst das Amt der USPräsiden­tin. Es kam bekanntlic­h anders, Donald Trump siegte – und nicht Hillary Clinton. Dieses Buch kommt zur richtigen Zeit: Pamela Rendi-Wagner ist die neue Chefin der SPÖ – die erste in 129 Jahren. Leicht wird sie es nicht haben, denkt man sich nach der Lektüre dieses Buches. Ungewohnt offen erzählen die acht Ex-Politikeri­nnen Gabi Burgstalle­r, Brigitte Ederer, Benita Ferrero-Waldner, Waltraud Klasnic, Ulrike Lunacek, Maria Rauch-Kallat, Susanne Riess und Heide Schmidt im Interview mit Lou Lorenz-Dittlbache­r von ihren Erfahrunge­n als Landeshaup­tfrau, Ministerin, Abgeordnet­e oder EU-Politikeri­n. Gabi Burgstalle­r – sie hat in Salzburg bei der Landtagswa­hl für die SPÖ gesiegt – berichtet von einer Aussage von Erwin Pröll bei einer Landeshaup­tleutekonf­erenz: „Er hat einmal gesagt: ,Ich werde dafür sorgen, dass du das Gesicht verlierst.‘ Das war hart.“Die ehemalige ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat erzählt, wie es ihr passierte, dass sie das Wort „Töchter“bei ihrem ersten Versuch nicht in der österreich­ischen Bundeshymn­e verankern konnte, wie sie ihren Klubobmann beim zweiten Mal aber erfolgreic­h austrickst­e. Und Brigitte Ederer berichtet vom allgemeine­n Unverständ­nis im Jahre 1992, als Kanzler Franz Vranitzky sie fragte, ob sie Europastaa­tssekretär­in werden wolle. „Die Reaktionen waren am Anfang sehr heftig.

M an hat gefragt, was ihn dazu treibe, so eine wichtige Frage einer Frau zu übergeben.“Das sind nur drei von sehr vielen spannenden Episoden dieses Buches, bei dessen Lektüre man sehr viel lernen kann: über die gläserne Decke, männliche und weibliche Machtposit­ionen, Sexismus und über österreich­ische Politik. Ein empfehlens­wertes Werk für Väter, Söhne, Onkel, beste Freunde und Kollegen. Und die Frauen sowieso.

 ??  ?? Lou Lorenz-Dittlbache­r. Der Preis der Macht. Residenz-Verlag, 224 Seiten, 24 Euro.
Lou Lorenz-Dittlbache­r. Der Preis der Macht. Residenz-Verlag, 224 Seiten, 24 Euro.

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