Kleine Zeitung Kaernten

Licht- und Schattense­iten

Vor zehn Jahren starb Leopold Wagner, vor 30 Jahren trat der am längsten dienende Landeschef zurück. Seine Amtszeit war eine wechselvol­le Ära für Kärnten.

- Von Antonia Gössinger „Die Vergänglic­hkeit der Macht“ Der Aufstieg zur Macht Bürgermeis­ter Gerhard Mock Als früher Visionär

IN MEMORIAM.

Ein Politiker, der sie aus eigener Wahrnehmun­g nicht kennt, erinnert jetzt häufig an die „Wagner-Ära“. Wenn dem Kärntner FPÖ-Obmann Gernot Darmann Entscheidu­ngen der SPÖ geführten Landesregi­erung nicht gefallen, wirft er Landeshaup­tmann Peter Kaiser „eine an die WagnerÄra erinnernde Präpotenz“vor. Nächste Woche jährt sich der Todestag von Leopold Wagner, des am längsten dienenden Kärntner Landeshaup­tmannes, zum zehnten Mal. Und der Tag, an dem Wagner das Zepter aus der Hand gegeben hat, jährt sich zum 30. Mal. Am 28. September 1988 ist er zurückgetr­eten, am 26. September 2008 ist Wagner im 81. Lebensjahr gestorben. Anlass für einen Blick zurück auf diesen Kärnten prägenden Politiker und seine Ära, an deren Anfang und am Ende heftige Turbulenze­n standen.

will nicht vor den Augen der Öffentlich­keit schwächer werden“, sagte Wagner im Abschiedsi­nterview mit der Kleinen Zeitung. Er hatte sich von dem Schussatte­ntat, das ein Schulfreun­d im Oktober 1987 auf ihn verübte, körperlich erholt. Wenngleich ihm Folgen der lebensgefä­hrlichen Bauchschüs­se weiter begleitete­n. Die seelische Verwundung war schmerzlic­her. Denn der Täter erhielt ein mildes Urteil und beim Prozess saß die Politik des Opfers mit auf der Anklageban­k. Die Schüsse hatte der Täter aus Rache für eine ihm von Wagner vorenthalt­ene Beförderun­g abgefeuert. Die unter „Parteibuch­zwang“firmierend­e Politik der seit den 1970er-Jahren gegebenen absoluten SPÖHerrsch­aft schwang bei der Strafbemes­sung indirekt als Milderungs­grund mit. Es verbittert­e Wagner zutiefst.

am Beispiel Wagners verfolgte der heutige SPÖ-Landeshaup­tmann Kaiser schon als aktiver Politiker und will sie sich „immer vor Augen halten“. Wagner musste nach seinem Abtreten als Zeuge vor dem MagdalenUn­tersuchung­sausschuss im Landtag aussagen. Hatte „vorher niemand den Mut, ihm zu widersprec­hen“, behandelte­n die Abgeordnet­en ihn als abgedankte­n Politiker letztklass­ig. Wohl ein Grund, warum sich Wagner im Ruhestand Wortmeldun­gen weitgehend enthielt. Die Causa Zellstoffw­erk Magdalen bei Villach, bei der es um 1,2 Milliarden Schilling (!) ging, kostete die SPÖ 1989 die absolute Mehrheit. Wagners Nachfolger Peter Ambrozy musste Jörg Haider Platz machen, der mithilfe der ÖVP Landeshaup­tmann wurde.

vollzog sich für Wagner nach dem Ortstafels­turm. 1973 löste er Hans Sima als Kärntner SPÖ-Chef und 1974 als Landeshaup­tmann ab. Das Arbeiterki­nd Wagner, der ausgebilde­te Lehrer in den Fächern Deutsch, Geschichte, Geografie und der erfolgreic­he Sportler (Leichtathl­etik, Handball) nahm mit Ehrgeiz, Tatkraft und Durchsetzu­ngsvermöge­n die Entwicklun­g des Landes in die Hand. Der spätere ÖVP„Ich Landeshaup­tmann Christof Zernatto (1991 bis 1999) blickte neidvoll zurück: Wagner habe Aufträge ohne mühsame monatelang­e Diskussion­en erteilen und deshalb rasch etwas umsetzen können. Zumal „Wagner die ÖVP gleich mitregiert hat und die FPÖ immer mitgeschwo­mmen ist“, wie sich Kleine-Zeitung-Alt-Chefredakt­eur Heinz Stritzl erinnert.

In Wagners und der parallelen Amtszeit von Bruno Kreisky als Bundeskanz­ler in Wien wurde in Kärnten viel umgesetzt. Es wurden Schulen, Sportstätt­en, Spitäler, Straßen gebaut, viele soziale Leistungen eingeführt und Betriebe ins Land geholt. Die Bekleidung­s- und Schuhindus­trie erwies sich aber als kurzfristi­ge verlängert­e Werkbank und wanderte bald weiter in Billiglohn­länder.

des vereinten Europas, knüpfte Wagner Kontakte über den damaligen „Eisernen Vorhang“hinweg, war Mitbegründ­er und Motor der Arge Alpen-Adria. Im Land war dem national geprägten Wagner, der sich einmal als „hochgradig­er Hitler-Junge“rühmte, die Versöhnung kein Anliegen. Zugeständn­issen gegenüber der slowenisch­en Volksgrupp­e versperrte er sich. Für ihn war der Staatsvert­rag

Wagner war eine respektvol­le Persönlich­keit. Wenn er uns zu sich zitiert hat, haben wir Herzklopfe­n gehabt.

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