„Das Arbeitspensum ist generell höher“
Theresa Riepler (27) ist Lehrerin in der Schweiz und ortet einen deutlichen Unterschied zum österreichischen Schulsystem.
Stetige Präsenz, keine Fenstertage und nur drei Monate Mutterschutz: Das sind drei essenzielle Vorgaben für eine Lehrperson in der Schweiz.
Theresa Riepler (27), die aus einem kleinen Dorf im Drautal stammt, hat es vor drei Jahren nach Zürich verschlagen. Dort arbeitet sie als Lehrerin, seit diesem August auch als Leiterin der privaten Volksschule „Swiss International School“. Das ist eine private bilinguale Schule, in der tageweise auf Deutsch und Englisch unterrichtet wird. Vom Kindergarten über die Volksschule (erste bis sechste Schulstufe) bis zum Gymnasium: Alles kann auf einem Campus besucht werden. Eltern bezahlen eine einmalige Einschreibgebühr von 600 Franken sowie ein Schulgeld für die Volksschule (11.760 Franken).
an der „Kirchlichen Pädagogischen Hochschule“in Graz, ging Riepler nach Zürich. „Ich wollte Abwechslung haben“, erzählt sie, die zwei Jahre in einer Grazer Volksschule unterrichtet hat. Die Unterschiede zum österreichischen Schulsystem wären in der Schweiz von Anfang an spürbar gewesen. „Es gibt keine akademischen Viertelstunden und auch keine Verlängerung der Abgabefristen“, erzählt sie, „es herrscht generell ein höheres Arbeitspensum“. 30 bis 33 Unterrichtseinheiten würden pro Woche in der Schweiz durchgemacht, viel mehr als in Österreich.
Dieses Pensum würde mit festgelegten Vor- und Nachbereitungssowie Koordinations-
Theresa Riepler: keine „Fenstertage“, keine Verspätungen
ergänzt werden. „Jede Lehrperson muss nach dem Unterrichtsende um 16 Uhr die kommenden Stunden vorbereiten und die vergangenen nachbereiten. Wir müssen dabei nachweislich in der Schule präsent sein“, sagt Riepler. In der sogenannten Koordinationszeit müsse sich der Lehrer verpflichtend in der Schule mit anderen Lehrern austauschen. In der Schweiz sei das Modell der Ganztagsschule mit einer Hausaufgabenstunde sehr dominant.
Auch in Kärnten wäre ein ähnliches Modell erwünscht, beginnend in der Primarstufe.
„Gerade in der Volksschule, denn hier ist die Förderung von Begabungen besonders wichtig. Das kann eine gute Ganztagsschule besser als der Hort“, sagt dazu Marlies Krainz-Dürr, Leiterin der Pädagogischen Hochschule Klagenfurt.
in der Schweiz sind kantonsabhängig. Das Lehrpersonal müsse in der Woche vor Schulbeginn verpflichtende Vorbereitungstage für das neue Schuljahr absolvieren. Außerdem gäbe es in der Schweiz so gut wie keine schulautonomen Tage und im Gegenzeiten satz zu Österreich keinerlei „Fenstertage“. Generell herrsche in der Schweiz eine größere Autonomie im Schulwesen. „Jeder Lehrer ist auf sich gestellt. Wir können uns frei an einer Schule nach Wahl bewerben und so mehr auf eigene Vorlieben und Begabungen eingehen“, sagt die Junglehrerin.
Auch in Österreich wurde dieses System im letzten Jahr etabliert. „Die Schule selbst schreibt die Stelle aus, junge Lehrer bewerben sich und werden zu Auswahlgesprächen an die Schule eingeladen. Die Schule entscheidet dann, wer angestellt wird und muss dies gegenüber der Bildungsdirektion nachvollziehbar begründen“, erklärt dazu Krainz-Dürr.
Ein weiteres großes Thema ist der Mutterschutz. In der Schweiz sind es nur drei Monate. „Da bin ich froh, dass Österreich sozialer ist und Mütter mindestens ein Jahr mit Rückkehrgarantie in Karenz gehen können“, sagt die Leiterin der Pädagogischen Hochschule.
Auch bei der Karriereleiter hat die Schweiz andere Maßstäbe. „Hier kann jeder hart arbeitende Lehrer schnell aufsteigen und muss nicht erst 25 Dienstjahre absolviert haben“, erzählt Junglehrerin Theresa Riepler.