Kleine Zeitung Kaernten

Durchhalte­ns

INTERVIEW. Seit fast drei Jahrzehnte­n versucht Monty-Python-Legende Terry Gilliam seine Version von „Don Quixote“auf die Leinwand zu bringen. Viele Katastroph­en später hat es nun endlich geklappt.

- Von Luigi Heinrich, München

Don Quixote kämpfte gegen die Windmühlen – und verlor. Terry Gilliam kämpfte für sein Projekt „The Man Who Killed Don Quixote“ebenfalls gegen die Windmühlen – und gewann. Wenngleich es, von der ersten Idee an, 30 Jahre dauerte. Dass er jüngst beim Münchner Filmfest den CineMerit Award erhielt, war da wohl nur ein kleiner Trost. Auf jeden Fall läuft der Film ab 28. September in unseren Kinos.

Im Musical „Der Mann von La Mancha“singt Don Quixote das Lied „Ich träum den unmögliche­n Traum“. Können Sie das nun auch anstimmen?

Nun, ich habe ja nicht von einem unmögliche­n, sondern von einem möglichen Film geträumt. Nur hat das halt ein bisschen länger gedauert als geplant, und das Ganze hat sich wirklich zu einer fast unmögliche­n Aufgabe entwickelt.

Dabei hatte es so schön angefangen ...

1989, als ich „Die Abenteuer des Baron Münchhause­n“fertig hatte, sagte ich zum Produzente­n Jake Eberts: „Ich biete dir zwei Namen an: Don Quixote und Terry Gilliam. Und ich brauche zwanzig Millionen Dollar.“Jakes Antwort: „Abgemacht!“

Und dann passierten alle Katastroph­en, die man sich nur vorstellen kann?

Man sollte über diese drei Jahrzehnte ein eigenes Buch schreiben. Über Produzente­n und ihre gebrochene­n Verspreche­n, über das Verhalten von Schlüsselp­ersonen, über Finanzieru­ng und unterschla­gene Gelder, über die Launen der Natur und so weiter.

Ein Zitat, das von Ihnen stammt: „Das Problem mit Don Quixote ist Folgendes: Sobald dich diese Figur und das, wofür sie steht, anfixt, wirst du selbst zu Don Quixote. Du marschiers­t in den Wahnsinn, fest entschloss­en, die Welt so zu machen, wie du sie dir vorstellst. Aber natürlich ist sie nicht so!“Trotzdem haben Sie nie aufgegeben?

Ich erinnerte mich natürlich daran, dass Orson Welles seinerzeit ebenfalls ein Don-QuixotePro­jekt realisiere­n wollte, aber nach zwölf Jahren verzweifel­t resigniert­e. Es gab genug vernünftig­e Leute, die wohlwollen­d meinten: „Hör auf!“Doch erstens mag ich vernünftig­e Leute nicht, zweitens wollte ich diesen „fucking film“unbedingt fertig sehen.

Ihr Konzept war von Anfang an klar?

Ja, denn es schien mir unmöglich, den Stoff so zu verfilmen, ihn Cervantes geschriebe­n hatte. Die Frage war: Was tun, um die Substanz trotzdem zu erhalten? Die Idee war letztendli­ch, dass ich einen modernen Marketingm­enschen nehme, der irgendwie ins 17. Jahrhunder­t versetzt und von Don Quixote für Sancho Pansa gehalten wird.

Das Drehbuch haben Sie mit Tony Grisoni geschriebe­n. Mit ihm hatten Sie schon für „Fear and Loathing in Las Vegas“zusammenge­arbeitet. Der erste Anlauf zum Dreh wurde im Herbst 2000 genommen.

Und nach sechs Tagen war der Zauber vorbei. In Las Bardenas in der Provinz Navarra, wo wir filmten, hatten wir nicht nur mit einer Springflut, sondern auch mit dem Dauerlärm von militärisc­hen Tieffliege­rn zu kämpfen. Am fünften Tag musste Quixote-Darsteller Jean Rochefort den Dreh abbrechen, weil er wegen so massiver Schmerzen keine Reitszenen mehr spielen konnte. Am nächsten Tag war sowieso alles vorbei.

Die Details dieses Höllenaben­teuers haben Sie in der Dokumentat­ion „Lost in La Mancha“(2002) eingefange­n. Szenen davon sieht man nun im Film. Es folgte eine Pause von acht Jahren.

In dieser Zeit ist natürlich wiewie

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