Dienen statt Egopflege
Hans-Peter Premur,
Anstatt über wirklich spirituelle Themen zu reden, spricht man lieber über Organisatorisches und die Postenbesetzung! Das war zu Zeiten Jesu nicht anders als heute. Die Apostel, die Begründer des Amtes in der Kirche, haben sich „gescheut“, wie es im Evangelium heißt, Jesus auf das Eingemachte hin anzusprechen.
Man müsste diesen Abschnitt des Markus-Textes eigentlich bei jeder Tagung der Bischofskonferenzen sowie der Pfarrgemeinderäte vorlesen. Denn es gibt in uns Menschen und in Institutionen den natürlichen Reflex zur Verdrängung. Gerade der Missbrauchsskandal hat es uns gezeigt, wie Schweigen und Postenverschiebungen letztlich zur Selbstbeschädigung führen. Es geht nicht darum, unser Ego zu positionieren, zu krönen oder zu ordinieren, sondern es geht halt im Glauben immer ums Stirb-undWerde. Das ist der Weg Jesu, und das ist im übertragenen Sinn auch der Weg der Kirche und der einzelnen Gläubigen.
Wer glaubt, Kirche und das geistliche Amt sind dazu da, um Eigeninteressen zu befriedigen und zu verschleiern, der möge mit Jesus auf das Kind schauen. Damit es diesem wohlergeht, müssen wir unser Handeln vom Kind her neu umstellen. Sowohl kirchlich als auch ökologisch müssen wir lernen, der Zukunft zu dienen und nicht die Gegenwart maximal zu verbrauchen.
Heinrich Spaemann, der große geistliche Lehrmeister, nannte diesen Weg: Orientierung am Kind. Er meinte dabei sowohl das eigene innere Kind in uns als auch die Aufgabe für uns Erwachsene. Wer will, dass die Kinder und Enkelkinder noch eine lebendige Kirche und Umwelt vorfinden, darf nicht den Fehler der ersten Bischöfe, der Apostel unseres Evangeliums, machen.